Wie und Wann Pflaumen, Mirabellen, Renekloden und Zwetschgen veredeln? (Prunus domestica L.)
Für die Frühjahrsveredlungen können die Reiser ab dem Winter bis etwa Anfang Februar, in warmen Gegenden besser spätestens im Januar geerntet werden, Für die Sommerveredlungen am besten direkt vor der Veredlung.
Pflaumen verwachsen größere Pfropfköpfe und andere Wunden (mehr als 5 cm) im Vergleich zu Birnen oder Äpfeln schlechter, weshalb von Rinden– oder Spaltpfropfen eher abzuraten ist. Falls ein Baum doch umgepfropft werden soll, sollte daher mit vielen kleinen Pfropfstellen (Durchmesser < 5 cm) umveredelt werden.
Pflaumenreiser treiben bei zu warmer Lagerung sehr leicht an und sind dann nicht mehr zu gebrauchen. Daher müssen sie sorgfältigst gelagert oder schon früh veredelt werden. Angetriebene Reiser wachsen sogut wie nie an!
Okulation und Chip und Chipveredlungen auf das „schlafende Auge“ im Sommer, August, mit unmittelbar vorher geernteten Reisern, sind die meistverwendeten und die empfohlenen Methoden.
Reiserveredlungen im Frühjahr sind auch gut geeignet, haben aber geringere Anwuchsprozente als Reiserveredlungen bei Kernobst (Apfel, Birne,…).
Manche Zwetschgensorten (z.B. Wangenheimer oder Hauszwetschge) können auch durch Steckholz im Herbst vermehrt werden und wurzelechte Bäume (nicht veredelte Bäume auf eigener Wurzel) können auch durch Wurzelausläufer vermehrt werden.
- Anplatten, im Frühjahr, Februar-April, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern
- Kopulation, im Frühjahr, Februar-April, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern
- Rindenpfropfen, meist weniger erfolgreich als bei Kernobst, im Frühjahr, April-Mai, die Rinde der Unterlage muss sich leicht lösen, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern
- Spaltpfropfen, im Frühjahr, Februar-April, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern
- Geißfuß, im Frühjahr, Februar-April, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern
- Okulation, im Sommer, Juli-August, mit unmittelbar vorher geernteten Reisern
- Chip, im Frühjahr, März-April, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern oder im Sommer, Juli-August, mit unmittelbar vorher geernteten Reisern
Weitere Informationen gibt es in der Fachliteratur zum Veredeln.
12 Comments
Stephan
16. Oktober 2024Hallo,
meine bisherigen Versuche mit der Veredelung von Zwetschgen hatten leider überhaupt keinen Erfolg. Bei Apfelbäumen auf Bittenfelder hingegen wachsen fast alle Veredelungen bei mir an, somit sollte es wahrscheinlich am Zeitpunkt liegen, oder was könnte noch eine Ursache sein?
Ich lagere die gekauften Reiser in einem Eiskeller in feuchtem Sand und habe sie im letzten Jahr Anfang März veredelt. Die Reiser waren da noch nicht angetrieben.
Wäre es bei Zwetschgen besser schon früher zu veredeln (auf Weiwa)? Im Januar/ Februar? Theoretisch könnte ich die veredelten Unterlagen dann noch für einige Zeit frostfrei bei 2-8 Grad im feuchten Eiskeller belassen. Da wären sie geschützt bis zum Frühling. Wäre das sinnvoll? Wie frostempfindlich sind eigentlich Veredelungen? Oder sollten sie sofort ans Licht?
Es wäre toll, darüber Klarheit zu bekommen!
Viele Grüße und herzlichen Dank
Stephan
Johannes
16. Oktober 2024Hallo Stephan,
wenn es mit Apfelveredlungen klappt, kann zumindest die Technik nicht Schuld sein.
Vor allem auf wurzelnackte Unterlagen kann man schon den ganzen Winter hindurch veredeln (und solange die Rinde nicht lösen muss (Kopulation, Anplatten), generell auch im Freiland. Frost macht Veredlungen nichts, aber ich würde aus Arbeitssicherheitsgründen nicht empfehlen, bei Frost oder Temperaturen um Null Grad zu veredeln, da werden die Finger zu schnell klamm und steif und die Verletzungsgefahr steigt. Die im Winter veredelten Bäume können sehr gut im Eiskeller gelagert werden. Die Wurzeln sollten eben in feuchtem Sand, Erde oder Sägemehl eingeschlagen werden. Solange sie nicht ausgetrieben sind, brauchen die Veredlungen kein Licht (nur grüne Pflanzenteile brauchen Licht und umso mehr, je wärmer es ist.
Andere Möglichkeiten für misslungene Veredlungen sind Krankheiten, z.B. Edelreiser mit Scharka bei Veredlung auf eine hypersensible Unterlage wie Dospina 235. Aber das passt nicht zur erwähnten Unterlage Weiwa, die meines Wissens nicht hypersensibel ist und gekaufte Edelreiser sollten auch nicht von Scharka befallen sein. Inkompatibilitäten kann ich mir bei der Veredlung von Zwetschgensorten auf Weiwa auch nicht wirklich vorstellen.
Insofern bleibt mir als mögliche Erklärung nur noch eine unbemerkte Schädigung der Edelreiser oder Unterlagen vor oder nach der Veredlung, z.B. Lagerschäden der Edelreiser, Vertrocknen der Feinwurzeln während des Versands, oder vielleicht auch Spätfröste nach der Veredlung?
Aber bei Steinobst hatte ich manchmal auch unereklärlich schlechte Anwuchsquoten und dann wieder sehr gute Erfolge trotz zweifelhafter Edelreiserqualität. Manchmal verstehe ich auch nicht, was das Problem war/ist.
Viele Grüße und ich hoffe, das hilft einmal ein bisschen weiter
Johannes
Matthias
16. September 2024Hallo,
ich habe einen wilden Pflaumenbaum entweder als Wurzelaustrieb oder aus dem Samen der Hauszwetsche. Das Bäumchen ist ca. 10 Jahre und 3 Meter hoch mit maximalen Astdurchmesser von 5cm. Foto kann ich leider hier nicht rein stellen. Ich möchten diesen im kommenden Frühjahr veredeln. Wie ich gelesen habe kommt Chip oder Anplatten am besten zu Anwendung.
1) Welches Verfahren würden sie empfehlen?
2) An welchen Stellen der Äste sollte die Veredlung ansetzen, eher Richtung Stamm oder weiter weg vom Stamm?
Mit freundlichen Grüßen
Matthias
Johannes
16. September 2024Hallo Matthias,
ich würde 1) Rindenpfropfen empfehlen und zwar 2) an Stellen ungefähr wie in den Bildern zum Mehrsortenbaum gezeigt.
Anplatten geht auch gut ist aber auch eher so bis 3 cm Dicke geeignet, aber Chipveredlungen sind auf so große Durchmesser eher schwieriger, probieren kann man aber immer. Die Veredlungsstellen sind flexibel und man muss immer abwägen zwischen:
– weiter außen: mehr Veredlungsstellen (mehr Arbeit), mehr „Altholz“ verbleibt, kleinere Wunden am Baum die besser und schneller verwachsne und schneller stabil sind, tendenziell früher Ertrag, weniger Stress für den Baum aber auch mehr Potential für spätere „Wildtriebe“ und versehentliches Abschneiden von Veredlungen Jahre später beim Baumschnitt.
– weiter innen: weniger Veredlungsstellen, weniger Arbeit, größere Wunden, langsameres Überwallen und längere Zeit bis die neuen Veredlungen mechanisch stabil sind, tendenziell späterer Ertragseintritt, mehr Stress für den Baum, aber meist langfristig weniger „Wildtriebe“, auch wenn es kurzfristig (1-2 Jahre) durch die starke Kronenreduktion zu sehr vielen „Wildtrieben“ kommen kann.
Die Veredlungsstellen sollten am besten an +-geraden, verzweigungsfreien Stellen der Äste sein und ich persönlich bevorzuge beim Umveredeln Astdurchmesser von ca. 3cm, maximal aber 5. Aber das kommt auch auf die Wuchsstärke des Baums an, bei kräftigen geht auch mehr und auch sonst gehen auch größere, aber die Wunden verheilen dann erst sehr spät und das Holz des Unterlagenasts fault dann oft schon vorher und schwächt die Veredlung langfristig (der Ast könnte dann leicht abbrechen).
Viele Grüße und viel Erfolg
Johannes
Matthias
17. September 2024Hallo Johannes,
besten Dank für die Hinweise. Ich werde mir zu passender Gelegenheit das Bäumchen näher anschauen und verschiedene Veredlungsmethoden ausprobieren. Das Rindenpfropfen klappt bei mir bei Apfelbäumen sehr gut. Bei Kirsche hatte ich noch keinen Erfolg, auch nicht bei einem Jungbaum.
Mit freundlichen Grüßen
Matthias
Johannes
17. September 2024Hallo Matthias,
ja, Rindenpfropfen kann bei Steinobst manchmal etwas schwieriger sein als bei Kernobst. Aber generell klappt es schon auch. Aber ich hatte teilweise auch 100% Ausfälle bei Kirsche/Pflaume, ohne dass ich die mit Reiserqualität oder so etwas erklären können hätte und von einer anderen Sorte sind von Veredlungen am selben Tag selbst mickrige Reiser angewachsen.
Wenn die Veredlungsstellen eher dünner als 3cm sind bzw. die Rind enicht zu dick ist, könnte Anplatten auch eine Alternative sein, dafür muss man die Reiser nicht bis zum Rindenlösen lagern, was bei Steinobst auch schon mal Probleme machen kann. Aber beim Klima der letzten Jahre löst die Rinde oft schon ab Mitte/Ende März.
Viele Grüße
Johannes
Birger
6. Januar 2024Hi, ich habe einen zweijährigen Pflaumensämling oder Wurzelschössling im Garten, an dem ich mich gerne ausprobieren möchte.
Kann ich Zwetchgenreiser eigentlich auch jetzt direkt im Januar ernten und sogleich auf die Unterlage veredeln bzw. wie ist das dann mit Frost und den Schnittstellen?
Ich lese häufig, dass die Baumschulen gerne die Winterhandveredlung durchführen. Pflanzen die ihre veredelten Bäume sogleich wieder ins Freiland aus?
Johannes
7. Januar 2024Hallo,
Frost sollte, solange es nicht wirklich kalt wird, so unter -20°C oder kälter, fertigen Veredlungen nicht viel ausmachen. Ich habe schon einmal schon im Dezember veredelt und hatte trotzdem ganz gute Anwuchsquoten von 3/3 bei Kirschen und 4/5 bei Birnen. Bei starkem Frost selbst würde ich nicht veredeln, weil dann durch die etwas steiferen Finger das Verletzungsrisiko steigt oder durch dickere Handschuhe saubere Schnitte schwieriger sind.
Winterhandveredlungen werden in Baumschulen alleine schon aus Arbeitsorganisationsgründen nicht gleich ausgepflanzt werden. Diese werden wahrscheinlich meistens erst einmal in kühlen Lagerhallen in feuchtem Substrat (Sägespäne, Sand, Erde oä) eingeschlagen und dann gepflanzt, wenn man mit dem Veredeln fertig ist oder auch wenn die Witterung es wieder zulässt.
Viele Grüße
Johannes
Claude Trendel
16. August 2022Hallo Johannes,
vielen Dank für die Infos, ich habe mich nun für eine andere Lösung entschieden mit meinem Wein Problem.
Aber das veredeln von Wein werde ich im Hinterkopf behalten.
Meine Ergebnisse bei den Birnen auf Zirquitte: Frühe von Trévoux ist super angewachsen, mal schauen wie sie sich weiter entwickelt. Die Sorten Vereinsdechant, Tongern, Gellerts Butterbirne, und Edelcrassanne haben leider keine Positive Ergebnisse gegeben.
Ich versuche dieses Jahr die Okkupation von Pflaumen.
Vielen Dank für all diese Tips von dieser Webseite. Großes Kompliment.
Mit freundlichen Grüßen
Claude Trendel aus Berlin
Johannes
18. August 2022Hallo Claude,
vielen Dank für die Erfahrungen zu Birne auf Zierquitte.
Für die Okulationen würde ich 1-2 Wochen davor schon die Unterlagen sehr kräftig gießen, da beim trockenen Wetter zur Zeit sonst eventuell die Rinde nicht gut genug löst. Viel Erfolg für die Okulationen!
Mit freundlichen Grüßen
Johannes
Claude Trendel
8. September 2021Hallo,
vielen Dank für diese Webseite, ich habe schon mehrere Versuche gemacht die auch erfolgreich waren.
Angefangen habe ich mit Kirsche auf Japanischekirsche, als Okulation, sowie anplatten und Kopulation. Am einfachsten ist es mit der Okulation.
Mirabelle auf Pflaume habe ich bis jetzt nur mit Kopulation hinbekommen.
Dieses Jahr versuche ich verschiedenen Birnen auf Zierquitte mit Okulation…. mal sehen.
Haben Sie schon Weinrebe veredelt, denn ich habe eine Sorte die sehr dem falschen Mehltau anfällig ist, und jedes Jahr muss ich doch die schönen Trauben abschneiden weil sie faulen….
Vielen Dank für Ihre Antwort
Mit freundlichen Grüßen
Claude Trendel
Johannes
9. September 2021Hallo Claude,
ich habe leider auch noch nicht erfolgreich Wein umveredelt. Prinzipiell soll es per Reiserveredlungen und Chippen im Frühjahr, nach dem Austrieb möglich sein, oder später mit frischen, grünen Trieben auf grüne Triebe als Reiserveredlungen (irgendwo hatte ich auch mal die Beschreibung einer komplizierten Art Okulation gesehen, bei der bei grünen Trieben genau auf eine Unterlagenknospe okuliert wird und diese praktisch mit einem Edelauge „ersetzt“ wird, finde die Quelle allerdings gerade nicht mehr), mit Parafilm/Wachs als Vertrocknungsschutz, oder im Sommer mit Chipveredelungen, die erst im folgenden Jahr austreiben sollten.
Bei der kommerziellen Rebproduktion werden ja unbewurzelte Steckhölzer veredelt und diese zum Verwachsen bei (20)25-30°C gelagert, bevor danach die Unterlage bewurzelt wird. Ich kann mir vorstellen, dass meine Misserfolge auch eventuell daher kommen, dass das Wetter in den letzten Jahren im April und Mai durchaus noch einmal zu kalt für eine gute Kallusbildung bei Reben war. Ich persönlich würde das nächste Mal, wenn ich zeitlich dazu komme, deswegen die „Grün auf Grün“ Methode Mitte Mai bis Ende Juni ausprobieren. Leider kann ich jetzt nicht viel mehr weiterhelfen.
Birnen auf Zierquitte ist ein interessantes Experiment, da würden mich die Ergebnisse interessieren, Glückwünsche zu den Kirschen- und Pflaumenveredlungen.
Mit freundlichen Grüßen
Johannes
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