Wie und wann Esskastanien oder Maronen veredeln? (Castanea sativa Mill.)

Bei Esskastanienveredlungen zu gravierenden Unverträglichkeiten zwischen Unterlage und Edelsorte kommen kann, vor allem wenn Hybridunterlagen oder hybride Edelsorten aus europäischer und japanischer/chinesischer Esskastanie (C. sativa x C. crenata / C. mollissima) beteiligt sind. Es gibt bislang keine wirklich schwachwüchsigen Unterlagen für Maronen, alle Unterlagen ergeben im Vergleich zu anderen Obstarten große bis sehr große Bäume. Wichtige Kriterien bei der Auswahl der Unterlagen für Esskastanien sind daher die Bodenansprüche der Unterlage, die Verträglichkeit mit der geplanten Edelsorte und die Krankheitsresistenz der Unterlage gegen die Tintenkrankheit (Phytophtora) und den Kastanienrindenkrebs (Cryphonectria). Beide Krankheiten sind zwar in Mitteleuropa noch selten, aber vermutlich mit der Zeit auch aus Südeuropa und Frankreich weiter nach Nordosten ausbreiten. Eine gute Übersicht über empfehlenswerte Sorten-Unterlagenkombinationen findet sich im französischen Buch Chataigniers et Marrons von Henri Breisch, das auch viele weitere Informationen zu Esskastaniensorten und dem Anbau allgemein enthält.

Einige Hinweise deuten darauf hin, dass Esskastanien unter Umständen auch auf Eichen veredelt werden können, so eine Zusammenfassung umfangreicher Recherchen auf französisch im leder nicht mehr aktiven Forum greffer.net, mit Bildern von älteren Exemplaren.

Für die Frühjahrsveredlungen können die Reiser ab dem Winter bis etwa März geerntet werden. Esskastanienreiser lassen sich relativ lange lagern, ohne auszutreiben. Sommerveredlungen sind eher nicht zu empfehlen, dafür sind die Reiser auf jeden Fall am besten direkt vor der Veredlung zu ernten. Grundsätzlich sind für Esskastanien eher Reiserveredlungen, besonders Anplatten, Kopulation und Rindenpfropfen, oder das Chippen zu empfehlen.

  • Anplatten, im Frühjahr, April-Mai, am besten zum Austrieb der Unterlage, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern
  • Kopulation, im Frühjahr, April-Mai, am besten zum Austrieb der Unterlage, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern
  • Rindenpfropfen, im Frühjahr, Mai, die Rinde der Unterlage muss sich leicht lösen, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern
  • Spaltpfropfen, im Frühjahr, April-Mai, am besten zum Austrieb der Unterlage, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern
  • Geißfuß, im Frühjahr, April-Mai, am besten zum Austrieb der Unterlage, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern
  • Okulation, auf treibendes Auge im Juni, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern, bessere Ergebnisse als Okulation auf schlafende Augen
  • Okulation, auf schlafendes Auge, im August, mit unmittelbar vorher geernteten Reisern, eher nicht zu empfehlen, schlechte Anwuchsquoten
  • Chip, im Frühjahr, April-Mai, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern, bessere Ergebnisse als Chip oder Okulation auf schlafende Augen
  • Chip, auf schlafendes Auge, im Sommer, August-September, mit unmittelbar vorher geernteten Reisern, eher nicht zu empfehlen, schlechte Anwuchsquoten