Veredeln durch Anplatten

Das Anplatten ist eine sehr flexible Veredlungsmethode. Dementsprechend gibt es viele Einsatzbereiche und Varianten. Wie die meisten Reiserveredlungsmethoden, die keine Rindenlösbarkeit vorraussetzen, Kopulation und Spaltpfropfen, wird es hauptsächlich im Spätwinter oder Frühjahr durchgeführt, während sich die Reiser und Unterlagen in Ruhe befinden. Anders als bei der Kopulation müssen Unterlage und Edelreis nicht den gleichen Durchmesser haben. Das Edelreis wird dafür bei allen Varianten mehr oder weniger wie für eine Kopulation zugeschnitten, der Unterschied der Varianten besteht hauptsächlich im Zuschnitt der Unterlage. Diese wird dabei entweder längs eingeschnitten, ähnlich wie für ein sehr dezentrales Spaltpfropfen, oder sie wird analog zu einer Kopulation angeschnitten, jedoch nicht über die gesamte Dicke der Unterlage.

Beide Varianten sollten für jeden, der schon einmal kopuliert oder in den Spalt gepfropft hat, einfach zu verstehen sein. Wichtig ist nur bei der Variante „Spaltpfropfen“, dass am Ende des Kopulationsschnitts am Edelreis die Spitze ein ganz kurz abgeschnitten wird. Dies verhindert, dass beim Einschieben des Edelreises in den Spalt der Unterlage die Rinde auf der Außenseite des Edelreises abgerissen wird.

Beide Varianten können analog zur normalen Kopulation auch mit Gegenzungen ausgeführt werden. Eine weitere, sehr gute Erweiterung der Variante „Spaltpfropfen“ ist es, wenn die Unterlage schon im Saft steht und sich die Rinde gut lösen lässt, den Holzteil des kleinen Spans auf der Außenseite zu entfernen und auf dem Edelreis auch noch kurch einen schmalen Schnitt Kambium freizulegen. Dadurch können Edelreis und Unterlage an noch mehr Stellen verwachsen und diese Methode wird zu einer Kombination aus Spalt– und Rindenpfropfen.

Anplatten ist eine leider sehr wenig verwendete, aber sehr flexible und breit anwendbare Veredlungsmethode! Leichtere Kopulationsmesser eignen sich am besten für das Anplatten, eine Hippe kann jedoch auch verwendet werden, vor allem bei dicken Unterlagen.

Die beiden Varianten sind in den grundlegenden Ausführungen in den folgenden Bildern veranschaulicht:

Anplatten_kop

Anplatten als Abwandlung der Kopulation

Anplatten_sppf

Anplatten als Abwandlung des Spaltpfropfens

 

Zusammenfassung:

Wann?

Februar-April evtl. Mai

Was?

Die Unterlage und Edelreis sind gleich dick oder die Unterlage ist dicker. Das Edelreis muss in Vegetationsruhe, die Unterlage kann jedoch auch ausgetrieben sein.

Wozu?

Zum Veredeln junger Bäume um einen neuen Obstbaum zu erzeugen, gegebenenfalls auch zum Umveredeln von älteren Bäumen.