Welches Wundverschlussmittel nehme ich zum Veredeln?

Der Klassiker der Wundverschlussmittel zum Schutz der Veredlung vor Austrocknen ist Wachs, z.B. ganz ökologisch Bienenwachs oder billiger Paraffin. Der Nachteil von Wachs (egal ob Paraffin oder Bienenwachs) ist, dass es erst bei hohen Temperaturen (Bienenwachs ca. 62°C, Paraffin ca. 45-60°C) schmilzt und entweder flüssig oder fest ist, aber sich nicht gut streichen lässt. Es ist deshalb vor allem für Handveredlungen geeignet, wenn die Unterlage (wurzelnackt oder getopft) beweglich ist und die fertige Veredlung bis über die Veredlungsstelle in den Topf mit flüssigem Wachs getaucht werden kann. Dies wird üblicherweise bei Rebveredlungen angewendet.

Die Weiterentwicklung sind Baumwachse, die aus einer Mischung von Wachs und Harz bestehen und in einem großen Temperaturbereich streichfähig sind, vor allem jedoch auch bis ca. 0°C, aber auch nicht schmelzen. Verschiedene Anbieter sind z. B Neudorff oder Schacht. Baumwachs wird mit einem Spatel auf die Veredlung aufgetragen und verteilt. Meiner Meinung nach ist die Dosierung dabei nicht so gut und sparsam möglich wie bei flüssigen Wundverschlussmitteln, z. B. Lac Balsam.

Eine andere Möglichkeit sind flüssig streichbare Wundverschlussmittel, wie zum Beispiel Lac Balsam von Compo. Es ist zunächst dickflüssig und kann dadurch sehr leicht auf die Veredlungsstelle und den „Kopf“ des Edelreises aufgetragen werden. Je nach Temperatur und Wetter wird es innerhalb von einer Stunde bis einem Tag zäh-elastisch und fest. In flüssigem Zustand ist es wasserlöslich und empfindlich gegen Frost, deshalb nicht vor Regen oder Frost verwenden. Es ist in einer praktischen Tube mit Streichbürste oder in größeren Mengen im Eimer erhältlich. Meine persönliche Lieblingsvariante ist, bei der Tube die Hälfte der Streichbürste abzuschneiden, wodurch man sowohl die Bürste verwenden, als auch konzentriert einen Tropfen am Rand eines Pfropfkopfs mit mehreren Reisern absetzen und dann mit einem Zweigstück den Pfropfkopf verstreichen kann. Dafür ist die Bürste nämlich zu dick.

Eine Verbandmateriallösung, die gleichzeitig auch alle Wundverschlussmittelaufgaben übernehmen kann, ist Parafilm. Parafilm ist selbsthaftend, sobald es gedehnt wurde. Es ist sehr dünn und deshalb nur für Veredlungen geeignet, bei denen der Verband nicht zu viel Druck ausüben muss. Es hat dafür jedoch den Vorteil, dass man das Edelreis komplett mit einer (einzigen!) Lage Parafilm vor Austrocknung schützen kann, da die Knospen zumindest eine oder wenige Lagen Parafilm durchstoßen können. Wie Veredlungsbänder ist Parafilm nicht UV-stabil und zersetzt sich meist selbst, so dass der Verband nicht aufgeschnitten werden muss.