Wie und Wann Mispeln veredeln? (Mespilus germanica L.)

Mispeln sind bei der Veredlung meist etwas heikler als z.B. Äpfel, weil

  • Mispelreiser bei zu warmer Lagerung sehr leicht antreiben und dann nicht mehr zu gebrauchen sind. Daher müssen sie sorgfältigst gelagert werden. Angetriebene Reiser wachsen sogut wie nie an!
  • Trotz der schwierigeren Lagerung sollten Mispeln eher später, bei beginnendem Austrieb der Unterlage veredelt werden.
  • Mispeln (wie auch Quitten und Weißdorn) größere Wunden schlecht verwachsen, weshalb Geißfuß, Spalt– und Rindenpropfen bzw generell größere Pfropfkopfdurchmesser vermieden werden sollten.

 

Am besten geeignet sind deshalb die Methoden Okulation oder Chipveredlung im Sommer oder Kopulation und Anplatten im Frühjahr.

 

Gelegentlich sind als verwendbare Unterlagen Vogelbeere und Birne angegeben, allerdings eher unüblich. Deswegen sind eventuelle Unverträglichkeiten nicht bekannt. Vermutlich sind diese Unterlagen jedoch deshalb unüblich, weil die Baumschulen sowieso schon für schwachwachsende Birnenveredlungen die zudem einfach zu vermehrende Quittenunterlagen vorrätig haben und meist kleinbleibende Bäume gewünscht werden.

 

Bei Verwendung von Weißdorn als Unterlage am besten so tief wie möglich veredeln, da Weißdorn leicht aus schlafenden Augen austreibt und bei hohen Veredlungen oft viele lästige, dornige Wildtriebe hervorbringt.

Ich persönlich habe gute Erfahrungen mit relativ spät (Anfang März, aber noch in der Vegetationsruhe) geernteten Reisern gemacht. Dadurch entfällt die Lagerproblematik.

Die meiner Erfahrung nach besten Unterlagen sind Mispelsämlinge, die allerdings sehr langsam wachsen.

  • Anplatten, im Frühjahr, März-April, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern
  • Kopulation, im Frühjahr, März-April, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern
  • Rindenpfropfen, im Frühjahr, April-Mai, die Rinde der Unterlage muss sich leicht lösen, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern
  • Spaltpfropfen, im Frühjahr, März-April, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern
  • Geißfuß, im Frühjahr, März-April, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern
  • Okulation, im Sommer, August, mit unmittelbar vorher geernteten Reisern
  • Chip, im Frühjahr, März-April, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern oder im Sommer, August, mit unmittelbar vorher geernteten Reisern.

2 Comments

  • Tom

    Reply Reply 7. März 2025

    Haben sie vielleicht auch noch einige langfristigere Erfahrungen zu Veredlungen auf Eberesche? Ich habe nun verschiedene Birnen,Quitten und Mispeln auf Eberesche Veredelt. Was ist genau mit Kompatibilitätsproblemen gemeint?
    Insgesamt übrigens eine wirklich eine tolle Website.

    • Johannes

      Reply Reply 7. März 2025

      Mispel habe ich selbst noch nicht oft auf Eberesche bzw. Vogelbeere veredelt. Bisher sind die Veredlunge die ersten 2-4 Jahre gut gewachsen, aber dann bisher alle langfristig abgestorben.
      Birnen waren bei mir ähnlich wenig erfolgreich wie Mispeln, aber Quitte und Aronia wachsen seit Jahren recht problemlos und bisher ohne Anzeichen einer einer Inkompatibilität.
      Diese Inkompatibilität vermute ich zwischen Mispel und Eberesche, aber ausreichende Zahlen von Veredlungen habe ich dafür noch nicht gemacht und beobachtet. Inkompatibilität würde bedeuten, dass die Veredlung kurz- oder auch langfristig, nach mehreren Jahren, erfolglos ist und zumindest die veredelte Edelsorte ohne äußeren Einfluss kränkelt und meist irgendwann abstirbt.
      Viele Grüße und vielen Dank für das Lob!
      Johannes

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