Unterlagen für Sauerkirschen (Prunus cerasus L.)
Die Unterlagen für Sauerkirschen sind relativ identisch zu denen der Süßkirschen (Prunus avium L.), die Kompatibilität der Sauerkirschen ist jedoch bei manchen Unterlagen verschieden, wie auch die Wuchseigenschaften, die die Unterlage der Edelsorte vermittelt.
Einige Untersuchungen weisen jedoch auch darauf hin, dass es günstig ist, Sauerkirschen wurzelecht zu pflanzen. Sie sollen auf eigener Wurzel resistenter gegen Krankheiten sein und teilweise auch bessere Früchte liefern. Allerdings sind Sauerkirschen außer über Wurzelausläufer, für die man eine wurzelechte Mutterpflanze benötigt, recht schwierig vegetativ zu vermehren.
Direkt zu:
- Starker Wuchs:
- Vogelkirschensämling (Prunus avium)
- starkwüchsig
- für alle Böden geeignet
- verzögerter Produktionsbeginn
- mittlere Produktivität
- langlebig
- frosthart
- sehr gute Kompatibilität mit allen Sorten
- Alkavo (Prunus avium)
- starkwüchsig
- für alle Böden geeignet
- Produktionsbeginn ab 6 Jahren
- mittlere Produktivität
- sehr frosthart
- durch Aussaat vermehrt, trotzdem sehr gleichmäßige Eigenschaften
- F 12/1 (Prunus avium)
- starkwüchsig
- für alle Böden geeignet
- verzögerter Produktionsbeginn
- mittlere Produktivität
- frosthart
- tolerant gegen Bakterienkrebs
- Steinweichsel (Prunus mahaleb)
- starker Wuchs, schwächer als F 12/1 oder Sämling
- für trockene, lockere und kalkreiche Böden
- verträgt keine Staunässe oder zu schwere Böden
- verfrühter Produktionsbeginn
- Selektionen wie „Saint-Lucie INRA 64“ aus Frankreich verfügbar
- Colt (Prunus avium x Prunus pseudocerasus)
- starkwüchsig, aber etwa 20% schwächer als F 12/1 oder Sämling
- verfrühter Produktionsbeginn
- hohe Produktivität
- geringere Frost- und Trockenresistenz als F 12/1 oder Sämling
- vorzugsweise für feuchte, tiefgründige Böden
- vegetativ vermehrt, dadurch identische Eigenschaften
- Vogelkirschensämling (Prunus avium)
- Mittelstarker Wuchs:
- Weiroot 13
- mittelstarker bis starker Wuchs
- verfrühter Produktionsbeginn
- hohe Produktivität bei trotzdem guter Fruchtgröße
- bildet Wurzelausläufer
- MaxMa Delbard 14 (Prunus avium x Prunus mahaleb)
- mittelstarker bis starker Wuchs, etwa 60% von F 12/1 oder Sämling
- für gut belüftete Böden, verträgt keine Staunässe
- verfrühter Produktionsbeginn
- hohe Produktivität bei trotzdem guter Fruchtgröße
- tolerant gegen Bakterienkrebs
- Piku 1
- mittlerer Wuchs, etwa zwischen Maxma 14 und GiSelA 5
- für trockene, leichte Böden, verträgt diese besser als GiSelA 5,
- fruchtbarer als MaxMa 14
- zu empfehlen bei reichtragenden Sorten, wo die Fruchtgröße auf GiSelA 5 nicht mehr befriedigt
- Weiroot 158
- mittlerer Wuchs
- verfrühter Produktionsbeginn
- hohe Produktivität bei trotzdem guter Fruchtgröße
- bei Trockenheit ist eine Bewässerung nötig
- GiSelA 5 (Prunus cerasus x Prunus canescens)
- mittlerer Wuchs, etwas weniger als oder bis zu 50% von F 12/1 oder Sämling
- für viele Bodentypen geeignet, vorzugsweise gut belüftete
- verfrühter Produktionsbeginn
- relativ standfest
- hohe Produktivität bei trotzdem guter Fruchtgröße
- bei Trockenheit ist eine Bewässerung nötig
- recht frosthart
- Weiroot 13
- Schwacher Wuchs:
- Weiroot 72
- schwacher Wuchs
- verfrühter Produktionsbeginn
- hohe Produktivität bei trotzdem guter Fruchtgröße
- bei Trockenheit ist eine Bewässerung nötig
- GiSelA 3
- schwacher Wuchs
- verfrühter Produktionsbeginn
- hohe Produktivität bei trotzdem guter Fruchtgröße
- bei Trockenheit ist eine Bewässerung nötig
- Weiroot 72
- Selten verwendete Unterlagen:
- Sauerkirschensämling (Prunus cerasus)
2 Comments
Stefan Welte
20. März 2025Wo sind die mittelstarken Unterlagen in der Natur zu finden oder woher zur Not käuflich zu erwerben?
Johannes
21. März 2025Mittelstarke oder schwache (Sauer-)Kirschenunterlagen finden sich nicht in der Natur, da es sich um meist speziell gezüchtete „Sorten“ handelt (und die Entnahme aus der Natur ist rechtlich nicht ohne: ohne Zustimmung des Grundstückeigentümers ist es Diebstahl, in Schutzgebieten kommen noch Vergeben/Ordnungswidrigkeiten dazu). Sie müssen meist käuflich bei Unterlagenbaumschulen oder Zwischenhändlern erworben werden. Eventuell könnten Unterlagen auch in mehr oder weniger verwilderten Gärten als Wurzelausläufer bestehender Kirschbäume gewonnen werden. Zum Beispiel „Weiroot 13“ soll viele Ausläufer bilden und auch andere Kirschenunterlagen, z.B. Colt, bilden nach Freilegung oder Beschädigung der Wurzeln Ausläufer. Aber auch wurzelechte Sauerkirschensorten vermehren sich über Ausläufer. In diesem Fall hat man (wie bei einer nicht unbedingt zu empfehlender Entnahme aus der Natur) keine/wenige Information über die Wuchseigenschaften der zukünftigen Unterlage und keine garantierte Virusfreiheit.
Natürlich kommen bei uns als (Sauer-)Kirschenunterlagen verbreitet eigentlich nur die Vogelkirsche mit starken bis sehr starken Wuchs vor. Eventuell könnte in Hecken oder an Böschungen (oder verwilderten Gärten und anderen eher offenen Standorten) auch einmal Sauerkirschsämlinge vorkommen oder auch, vor allem an trockenen Standorten, auch einmal die Steinweichsel.
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