Wie lagert man Edelreiser?

Für Reiserveredlungen im Frühjahr (Kopulation, Spalt– und Rindenpfropfen) müssen die Edelreiser von der Ernte im (Spät)winter bis zur Veredlung mehrere Monate gelagert werden. Auch im Sommer (für Okulationen) kann es nötig sein, die Edelreiser zumindest kurzfristig zu lagern und wenn es auch nur für die Zeit des Transports ist.

Wichtig ist eine gute, stabile und dauerhafte Markierung der Reiser, damit diese nicht vertauscht oder verwechselt werden können und auch wirklich die richtige Sorte veredelt wird.

Sommerreiser sollten so schnell wie möglich verwendet werden. Die Lagerung sollte vor allem darauf zielen, die Reiser vor Austrocknung zu bewahren. Am besten gelingt dies zusammen mit einem feuchten Tuch oder Küchenpapier in einem dicht verschlossenen Plastikbeutel im Kühlschrank (bei ca. 2°C), am besten im Gemüsefach. Für den Transport eignet sich auch eine Kühltasche.

Winterreiser müssen im Prinzip ähnlich gelagert werden wie Sommerreiser, jedoch sind sie verholzt und blattlos, weswegen sie weniger empfindlich gegen Austrocknen sind. Traditionell werden sie in Sand, Erde, Moos, Sägemehl oder Schnee eingeschlagen in Erdgruben oder feuchten, kühlen Erdkellern gelagert. Wie Sommerreiser können sie auch in Plastikbeuteln im Kühlschrankgemüsefach bei optimalerweise 2°C gelagert werden.

Wenn der Kühlschrank etwas wärmer gestellt ist, ist die Lagerdauer von Edelreisern leider etwas kürzer. Vor allem Steinobst-, Birnen- oder auch Quittenreiser treiben dann oft schon im Februar oder März in der Lagerung schon an und Walnussreiser sind allgemein recht empfindlich. Apfel-, Esskastanien-, Kaki-, Maulbeer- oder Asiminareiser sind oft weniger kritisch und bleiben auch bei Lagertemperaturen von 5-7°C teilweise bis Mai oder Juni in Ruhe und damit veredlungsfähig.

2 Comments

  • Birger

    Reply Reply 24. September 2023

    Ein normaler Kühlschrank ist nicht auf 2°C sondern eher 6-8° C eingestellt. Geht das auch? Warum die Reiser nicht gleich in die Tiefkühltruhe? In der freien Natur überleben die Bäume schwere Winter doch auch klaglos.

    • Johannes

      Reply Reply 24. September 2023

      Man kann die Temperatur im Kühlschrank meist verstellen. Allerdings muss ich aus eigener Erfahrung zugeben, dass die Temperaturregelung in den meisten Kühlschränken eher grob ist und oft so +-2 oder 3°C um die eigestellte Temperatur (bzw. „Stufe“, man hat meist keine direkte Temperaturanzeige am Regler) schwankt.
      Wärmere Temperaturen gehen auch, sind allerdings vor allem bei Arten wie Kirschen, Quitten, Aprikosen, Mandel, Pfirsich usw. kritischer, da diese Arten meist wenig „Kältestunden“/Kältereiz benötigen, bevor sie wieder bei etwas wärmeren Temperaturen austrieben. Vor allem wenn die Reiser spät geerntet wurden und dann eventuell schon genug Kältestunden auf dem Baum ausgesetzt waren, reichen die 6-8°C dauerthaft im Kühlschrank schon aus um über einige Wochen genug „Wärmestunden“ zu sammeln den Austrieb der Knospen anzuregen bzw. auszulösen.
      Einfrieren ist riskant, weil die Tiefkühltruhe mit konstant -18°C deutlich kälter ist als die meisten Wintertemperaturen in der Natur. In der Natur steigt die Temperatur tags auch wieder an und die Reiser frieren so eventeuell, auch wegen der Zucker und anderer Inhaltsstoffe im Saft, auch bei einer Nacht mit -18°C gar nicht komplett durch. Nach einer Woche bei konstant -18°C sind sie aber sicher komplett durchgefroren. Da würde ich vermuten, dass kältetolerante Obstarten wie Apfel, zumindest die entsprechenden Sorten, eine Tiefkühllagerung überleben können, aber z.B. Quitten eher nicht.
      Einfrieren bei niedrigen Minusgraden, 0–5°C sollte allerdings gehen und die Lagerdauer sicherlich verlängern, aber das habe ich persönlich noch nicht ausprobiert, weil ich keinen Platz für eine extra Reisergefriermöglichkeit habe.
      Ich hatte Edelreiser auch schon einmal aus Platzmangel in einem großen Haufen Schnee zwischengelagert, wo sie dann wegen zwischenzeitlichem Tauwetter und anschließendem Frost fest eingefroren waren, und die Veredlungen daraus sind auch gut angewachsen. Allerdings hatte ich dann doch auch relativ Früh beim ersten „vollen“ Tauwetter Ende Februar veredelt.

      Ich hoffe, die Antwort hilft schon einmal weiter, auch wenn ich keine Tiefkühlreiserlagerugserfahrungen beitragen kann.
      Viele Grüße
      Johannes

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