Wie und Wann Kirschen veredeln ? (Prunus avium L. und Prunus cerasus L.)

Für die Frühjahrsveredlungen können die Reiser ab dem Winter bis etwa Anfang Februar, in warmen Gegenden besser spätestens im Januar geerntet werden, Für die Sommerveredlungen am besten direkt vor der Veredlung.
Kirschen verwachsen größere Pfropfköpfe (mehr als 5 cm) im Vergleich zu Birnen oder Äpfeln schlechter, weshalb von Rinden– oder Spaltpfropfen eher abzuraten ist. Falls ein Baum doch umgepfropft werden soll, sollte daher mit vielen kleinen Pfropfstellen (Durchmesser < 5 cm) umveredelt werden.
Vor allem Sauerkirschen haben oft nur sehr dünne Triebe und können deswegen nur eingeschränkt durch Kopulation veredelt werden.
Kirschenreiser treiben bei zu warmer Lagerung sehr leicht an und sind dann nicht mehr zu gebrauchen. Daher müssen sie sorgfältigst gelagert oder schon früh veredelt werden. Angetriebene Reiser wachsen sogut wie nie an!
Um diese Probleme zu vermeiden, können Kirschen auch im Spätsommer (August und Anfang September) mit frisch geernteten Sommerreisern veredelt (oder gechipt oder okuliert) werden.

Passable Erfolgsquoten (ca. 60%) hatte ich auch schon bei Veredlungen direkt nach der Reiserernte Ende Dezember.

  • Anplatten, im Frühjahr, Februar-April, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern
  • Kopulation, im Frühjahr, Februar-April, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern
  • Rindenpfropfen, meist weniger erfolgreich als bei Kernobst, im Frühjahr, April-Mai, die Rinde der Unterlage muss sich leicht lösen, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern
  • Spaltpfropfen, im Frühjahr, Februar-April, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern
  • Geißfuß, im Frühjahr, Februar-April, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern
  • Okulation, im Sommer, August, mit unmittelbar vorher geernteten Reisern
  • Chip, im Frühjahr, Februar-April, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern oder im Sommer, August, mit unmittelbar vorher geernteten Reisern

 

Weitere Informationen gibt es in der Fachliteratur zum Veredeln.

15 Comments

  • Max

    Reply Reply 14. Januar 2024

    Servus zusammen.

    Ich habe auf meinem Grundstück eine ältere Sauerkirsche die hier wild gewachsen ist und die schon vor mir hier gewohnt hat. Leider haben wir von den Früchten nichts, weil der Baum zu hoch gewachsen ist.
    Jetzt möchte ich diesen Baum kappen und durch eine Süßkirsche Georgia veredeln. Der BHD beträgt 25-30 cm. Ist eine Veredelung überhaupt möglich und welche Methode und Zeitpunkt würdet ihr empfehlen?

    Gruß Max

    • Johannes

      Reply Reply 14. Januar 2024

      Hallo Max,

      eine Veredlung müsste grundsätzlich möglich sein, allerdings ist ein Baum mit BHD 25 cm schon zu dick, dass man mit einer einzigen Veredlungsstelle, wenn ich die Idee mit dem Kappen richtig verstanden habe, umveredeln kann. Warum: Nicht weil die Veredlungen, z.B. Rindenpfropfungen, nicht anwachen würden, dazu besteht durchaus eine Chance, sondern weil die riesige Wunde nicht mehr verwachsen würde, bevor nicht der Reststamm über die Wunde verfault und instabil wäre.
      Viele Grüße
      Johannes

      • Max

        Reply Reply 14. Januar 2024

        Hallo Johannes.
        Vielen Dank für die schnelle Antwort. Ich habe bisher leider gar keine Erfahrung mit Veredelung. Deine Bedenken sind für mich verständlich.
        Gedacht hätte ich mir’s so, dass ich den Baum auf ca 2 Metern mit einem leichten Schrägschnitt kappe und die Veredelung unterhalb des Schnittes am Stamm erfolgt. Ist es möglich so eine große Wunde durch eine Kombination, zum Beispiel durch Paste, Folie und Bedachung, zu schützen und somit der Verfaulung vorzubeugen?

        • Johannes

          Reply Reply 15. Januar 2024

          Mallo Max,
          ich bin mir ziemlich sicher, dass auch in diesem Fall das Holz hinter der großen, offenen Schnittfläche über kurz oder lang faulen wird. Bei Kirsche eher in wenigen Jahren. Es kann aber oberflächlich trotzdem ganz OK aussehen. Alles sehr dichte wie Wundschutzpaste oder Folie ist eher noch kontraproduktiv, da diese trotzdem nie ganz den Wassereintritt oder Kondensation verhindern können, dann aber ein effektives Abtrocknen unmöglich machen. Ein etwas luftiges Dach ist wahrscheinlich noch die beste Möglichkeit, aber auch da würde ich vermuten, dass durch Kondenswasser, Schlagregen oder einfach Wasserdiffusion aus dem feuchten, lebenden Holz, für irgendwie genug Feuchtigkeit sorgt, damit das Holz faulen kann. Aber ob ein Dach viel mehr hilft als einfach nur eine leicht schräge Schnittfläche, da bin ich mir nicht sicher ob sich der Aufwand lohnt. Lebendes Holz ist wassergesättigt und damit zu nass zum Faulen, weil die Pilze darin „ersticken“.
          Bei einem nur 2m hohen Reststamm gibt es allerdings natürlich kein großes Unfallrisiko und man könnte es einfach ausprobieren. Wie würdest du denn gerne dann unterhalb der Schnittstelle veredeln? Für dieses Szenario würde ich auf Austriebe aus dem Stamm oder den Wurzeln hoffen und diese dann entweder diesen Sommer okulieren oder in einem Jahr im Winter/Frühjahr per Kopulation (mit oder ohne Gegenzungen) veredeln. Chipveredlungen würden an beiden Terminen auch eine Option darstellen. Meiner Meinung nach sind allerdings Okulationen und Kopulationen die einfacheren Veredlungen, aber andere Leute die ich kenne chippen fast ausschließlich und finden das viel einfacher als alle anderen Methoden. Statt Kopulationen könnte man auch durch Anplatten oder Spaltpfropfen veredeln. Beide Methoden sind meiner Meinung nach noch einfacher als Kopulation, geben aber keine so schönen Veredlungsstellen.
          Viele Grüße
          Johannes

  • Alexander

    Reply Reply 6. Mai 2023

    Hallo,
    habe eine noch recht junge Süßkirsche mit 5 Jahren. Leider ist auf der Westseite ein Leitast abgebrochen und musste bis auf den Stamm zurückgeschnitten werden. Schaut natürlich jetzt komisch aus, weil auf dieser Seite nun kein Ast mehr ist. Kann ich durch Okulation am Hauptstamm hier wieder einen Ast wachsen lassen.
    Danke für die Hilfe.

    Gruß Alexander

    • Johannes

      Reply Reply 8. Mai 2023

      Man kann durchaus versuchen, durch Okulation einen neuen Leitast zu ziehen. Allerdings könnte es eventuell schwierig sein, weil etwa 5-jährige Rinde schon recht dick ist und auch eventuell weil auch wenn das Auge anwächst, die Knospe vielleicht durch die Spitzenförderung beim Austrieb von Bäumen selbst nicht austreibt. Aber einen Versuch ist es wert.

      Nach dem Anwachsen des Auges würde ich zur Förderung des Austriebs die Stammverlängerung knapp über dem Auge (oder einer bestehenden Knospe/kleinem Zweig) etwas einzuschneiden um einen Saftstau unterhalb zu verursachen und damit den Austrieb des Auges zu fördern.

      Viele Grüße
      Johannes

  • Peter

    Reply Reply 23. März 2023

    Hallo, ich habe wild aufegangene Weichselbäumchen und würde gerne Kirschen drauf veredeln. Ist das meglich? Liebe Grüße

    • Johannes

      Reply Reply 23. März 2023

      Auf Weichselbäume (also einer Gruppe von Sauerkirschensorten) sollten sich Kirschen (Süß- und Sauer-) problemlos vermehren lassen.
      Aber Achtung, wenn es sich um Steinweichseln (Prunus mahaleb) handelt, darauf werden üblicherweise nur Sauerkirschen veredelt. Süßkirschen könnten da eventuell nicht kompatibel sein bzw. langfristig Probleme mit der Baumstabilität durch den sehr starken Wuchsstärkenunterschied bekommen, aber genaue Informationen dazu habe ich auf die Schnelle leider nicht.
      Ich hoffe, das hilft erst einmal weiter.
      Viele Grüße
      Johannes

  • Pfortner

    Reply Reply 24. März 2022

    Ich suche eine Tabelle wo ersichtlich ist welche Sorte mit welcher Sorte veredelt werden kann.

    • Johannes

      Reply Reply 25. März 2022

      Hallo,
      generell sollten erst einmal alle Kirschensorten und Kirscharten (Süß-, Sauer, Zierkirschen) untereinander kompatibel sein. Richtige Tabellen mit Unverträglichkeiten kenne ich hauptsächlich von Esskastanien (aber da auch nur für verbreitete Sorten bezüglich der Verträglichkeit mit Unterlagen, nicht für Sorten untereinander) und Birnensorten mit Quittenunterlagen.
      Ich hoffe, das hilft erst einmal weiter.
      Viele Grüße
      Johannes

  • Thomas Müller

    Reply Reply 20. März 2022

    Hallo Johannes
    Obwohl nicht als beste Methode bei Steinobst empfohlen, ist bei Umveredlung etwas älterer Kronen, abgesehen von der «Akkubohrermethode», Rindenpfropfen nicht die einzige Möglichkeit, da man ja Ansatzstellen am alten Holz braucht?
    Letztes Jahr versuchte ich Rindenpfropfen auf ca 5cm dickem Holz von Mirabelle. Trotz spätem Termin löste sich die Rinde schlecht und war brüchig. Hast du da Erfahrungen, wie soll man mit eriner solchen Situation umgehen? Spielt ev das Alter der Rinde an der Pfropfstelle eine Rolle oder soll man eher früher oder später veredeln?
    Danke dir und Gruss, Thomas

    • Johannes

      Reply Reply 20. März 2022

      Hallo Thomas,

      du hast schon recht, Rindenpfropfen ist eigentlich „die Standardmethode“ zum Umveredeln von älteren Bäumen. Aststärken von 5cm und mehr sind allerdings nicht mehr besonders gut, nicht weil das Veredeln nicht funktionieren würde, sondern weil die doch recht große Wunde nicht überwallt werden kann, bevor ernsthafte Holzzersetzung des Unterlagenasts eingesetzt hat, siehe auch den Artikel „Was eine Veredlung zusammenhält“, in dem ich ein paar Veredlungen aufgesägt und untersucht habe. Die Holzfäule stellt generell einen Risikofaktor für spätere Astbrüchen und anderem mechanischen Versagen dar. Vor allem, da die angewachsenen Rindenpfropfungen nur einseitig und damit nicht so stabil mit der Unterlage verbunden sind, aber wegen des bei großen Pfropfköpfen potentiell immensen Saftstroms schnell und ausladend wachsen können.
      Als Faustregel würde ich sagen, dass die Propfwunde idealerweise im selben oder folgenden Jahr überwallt sein sollte Aber zumindest nach drei bis vier Jahren spätestens und als Faustregel für das Überwallen würde ich etwa 1 cm Durchmesser je Jahr ansetzen. So komme ich auf die maximal 4-5cm Durchmesser. Aber ich habe auch schon Rindenpfropfungen auf 10-15 cm (allerdings hauptsächlich bei Äpfeln) gesehen, die sehr gut angewachsen sind und trotz Holzfäule im Unterlagenast auch nach rund 10 Jahren stabil waren. Man kann das also durchaus machen, sollte es eben aber später in der Baumpflege, vor allem beim Schnitt, berücksichtigen und keine extrem langen Äste von solchen Veredlungen ausgehend wachsen lassen, die mit ihrem langen Hebelarm dann an der Schwachstelle „unvollständig verwachsene Veredlung / Holzfäule im Kern an der Veredlungsstelle“ abbrechen.

      Hier einmal ein paar Anregungen und Gedanken von mir:
      – Wäre es möglich, weiter außen im Baum auf dünnere Äste zu veredeln?
      – Ist der Baum wüchsig genug, dass er auch dicke Pfropfköpfe schnell genug überwallt?
      – Bei dicker, steifer, brüchiger Rinde wäre eventuell die Variante Tittelpfropfen der verschiedenen Rindenpfropfmethoden die Methode der Wahl. Vielleicht auch von der Rinde vorher die alte, steife Borke etwas abhobeln, damit der Rest etwas dünner ist und nicht gleich bricht. Aber ich habe dieses noch nie selbst ausprobiert, da ich aus den oben genannten Gründen eher versuche auf maximal 3 cm Astdurchmesser zu bleiben.
      – Ich würde definitiv in diesem Fall eher später veredeln, dass der Baum sicher im Saft ist und bei der Trockenheit dieses Frühjahr vielleicht auch kräftig gießen und, je nach Bodenfruchtbarkeit, auch düngen.
      – Bei dicker Rinde würde ich die „Akkubohrermethode“ auch als recht schwer anwendbar erachten, weil es auch schwieriger sein wird, das Kambium zu treffen.
      Viele Grüße
      Johannes

  • Theuring

    Reply Reply 28. Juni 2021

    Vielen Dank für die Rückinfo.
    Die Reiser waren eigentlich nicht schlecht. Süßkirsche auf Süßkirsche hat bisher immer gut funktioniert.
    Bei den Sauerkirschen hatte ich bisher leider immer Null Erfolg.
    Ich werd es jetzt mal mit Sommerveredelung versuchen.
    Da ist das mit den Reisen unkritischer.
    Falls das auch nicht klappt versuch ich nächstes Jahr auf die diesjährigen Austriebe zu okulieren.
    Wenns nix wird bleibt nur die Säge.
    Gruß
    A.Theuring

  • Theuring

    Reply Reply 25. Juni 2021

    Hallo ich habe ein paarschon ältere Süßkirschen zuviel. Daher wollte ich die auf Sauerkirschen umveredeln.
    Leider hatte ich damit mit normalem Rindenpropfen weder bei der Steinweichsel noch bei den Süßkirschen Erfolg. Ich hab schon vieles erfolgreich veredelt und auf fast jedem Baum mehrere Sorten aber die Sauerkirschen kriege ich nicht fort.
    Muss ich die im Sommer veredeln oder gibt es danach nen anderen Trick mit ner Vorbehandlung wie beim Wein oder ähnlichem.
    Vielleicht kann mir ja hier jemand weiter helfen.

    Gruß
    A.Theuring

    • Johannes

      Reply Reply 25. Juni 2021

      Eigentlich sollte die Veredlung von Sauerkirschen auf Süßkirschen kein großes Problem sein. Eine Sommerveredlung sollte auch möglich sein, es wäre dann demnächst, Mitte/Ende Juli bis Anfang/Mitte September dann auch so weit. Rindenprofpungen sind bei Kirschen allerdings oft schwierig, weil Kirschenreiser sich sehr leicht zum Austreiben anregen lassen und deswegen oft nicht so gut haltbar sind. Vielleicht war das das Problem? Bis zu einem gewissen Grad lässt sich das mit einem Verdunstungsschutz aus Parafilm oder Wachs und ähnlichem ausgleichen.
      Für Frühjahrs- bzw. Winterveredlungen sind bei Kirschen auch Anplatten und Kopulation als Veredlungsmethoden ganz gut geeignet, da dabei sich die Rinde nicht lösen muss und so früher veredelt werden kann. Anplatten eignet sich auch für Veredlungen auf etwas dickere Unterlagen und damit auch zum Umveredeln von Bäumen.

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