Unterlagen für Mandeln (Prunus dulcis (Mill.) D.A.Webb)

Mandeln sind in der Blüte einer der schönsten Obstbäume und werden zu Unrecht kaum in Deutschland angebaut. In Südeuropa sind Sämlinge der Bittermandel die üblichsten Unterlagen, in Kalifornien Pfirsichsämlinge. In Deutschland werden meist die selben Unterlagen wie für Pfirsiche, Aprikosen oder Pflaumen verwendet. Mit all diesen Arten sind Mandeln im Allgemeinen kompatibel, aber sortenspezifische Unverträglichkeiten können vorkommen. Die Unterlagen werden meist okuliert. Der beste Zeitpunkt für die Okulation ist von der Unterlage abhängig, auf Pflaumen muss schon früher, im Juli, veredelt werden, bei Pfirsichen und Mandeln löst die Rinde auch im August (bis eventuell in den September) ausreichen. Die Eigenschaften der verschiedenen Unterlagen sind:

  • (Bitter-)Mandelsämling (Prunus dulcis (Mill.) D.A.Webb)
    • starker Wuchs, goße Bäume
    • langlebige Bäume
    • verspäteter Produktionseintritt bei guter Produktivität
    • trockene, kalkreiche Böden
    • erträgt keine Staunässe
    • warmes Klima
    • gute Kalk- und Trockenresistenz
    • besonders gut für späte Sorten geeignet
    • um heterogene Eigenschaften durch die generative Vermehrung zu minimieren, wird in Frankreich die Verwendung von Sämlingen der Sorte „Princesse“ empfohlen
  • Prunus GF 677 (Prunus persica x dulcis)
    • starker Wuchs, goße Bäume
    • langlebige Bäume
    • verspäteter Produktionseintritt bei guter Produktivität
    • auch für trockene, kalkreiche Böden
    • erträgt keine Staunässe
    • warmes Klima
    • gute Kalk- und Trockenresistenz
  • St.-Julien Pflaume (Prunus domestica L.)
    • Klon „A“ mittelstarker bis schwacher Wuchs, keine Wurzelausläufer
    • Klon „INRA2“ bzw „INRA 655/2“ mittel bis starker Wuchs, treibt Wurzelausläufer
    • früher Produktionseintritt
    • für gute Böden
    • verträgt keine Staunässe
    • mittlere Produktivität
  • Pflaume „Wangenheimer“ (Prunus domestica L.)
    • starker Wuchs
    • für kalte, schwere und feuchte Böden
    • gute Frostresistenz
    • durch Steckholz vermehrbar, oft aber auch Sämlinge als „Wangenheimer“ angeboten
  • Pflaume „WaVit“ (Prunus domestica L.)
    • Auslese von „Wangenheimer“ Sämlingen
    • mittelstarker Wuchs
    • ähnlich wie „Wangenheimer“
    • meristemvermehrt
  • Pflaume „Brompton“ (Prunus domestica L.)
    • starker Wuchs
    • früher Produktionseintritt
    • für kalte, schwere und feuchte Böden
    • gute Frostresistenz
    • durch Steckholz vermehrbar
    • anfällig gegenüber Virosen
    • sehr gute Kompatibilität
  • Pfirsichsämling (Prunus persica L.)
    • mittelstarker  Wuchs
    • früher Produktionseintritt
    • kürzere Lebenserwartung als auf Mandelsämling
    • für lehmige und saure Böden
    • um heterogene Eigenschaften durch die generative Vermehrung zu minimieren, am besten Sämlinge von speziellen Selektionen (GF 305, Rubira) oder „kernechten Sorten“ verwenden
  • Pfirsich „GF 305“ (Prunus persica L.)
    • starker Wuchs
    • sehr gute Kompatibilität
    • höhere Kalktoleranz als die meisten Sämlinge
  • Pfirsich „Rubira“ (Prunus persica L.)
    • mittelstarker Wuchs
    • besonders für sehr saure Böden geeignet ( pH<5.5)
    • Lausresistent
    • Rotlaubig, daher sind eventuelle Unterlagentriebe einfach zu erkennen
  • Myrobalanensämling (Prunus cerasifera Ehrh.)
    • mittelstarker Wuchs
    • schnelles Wachstum
    • für alle Böden
    • bildet Wurzelausläufer
    • Kompatibilitätsprobleme mit vielen Sorten, sollte nicht verwendet werden
    • teilweise auch selektierte, vegetativ vermehrte Myrobalanenunterlagen
  • Aprikosensämling
    • starker Wuchs
    • verspäteter Produktionseintritt bei guter Produktivität
    • trockene, kalkreiche Böden
    • erträgt keine Staunässe
    • warmes Klima
    • gute Kalk- und Trockenresistenz