Woher Unterlagen beziehen?

Bevor man sich Unterlagen beschafft, sollte man sich zuerst überlegen, welche Obstart man veredeln will und welche Eigenschaften die Kombination aus Unterlage und Edelsorte haben sollte. Mit der Unterlage können die Wuchsstärke des Baums, die Zeit bis zum Ertragsbeginn oder die Standortansprüche des Baums beeinflusst werden, siehe die Übersicht über Unterlagen. Auf jeden Fall muss darauf geachtet werden, dass Edelreis und Unterlage kompatibel sind und miteinander dauerhaft verwachsen. Welche Eigenschaften durch die erhältlichen Unterlagen beeinflussbar sind und Unterlagen für welche Arten geeignet sind, ist in den detaillierten Informationen der einzelnen Obstarten bei der Übersicht über Unterlagen, hier als Beispiel für Äpfel, für die es ein großes Sortiment verschiedenster Unterlagen gibt oder hier für zum Beispiel Kakis, für die es bisher kaum Auswahl gibt.

 

Die Bezugsquellen für Unterlagen:

  • Unterlagen von Obstbaumschulen: Einige Baumschulen bieten direkt auch in kleinen Mengen für Privatleute Unterlagen an. Diese Unterlagen haben den Vorteil, dass sie meist virusgetestet oder viruszertifiziert und dadurch frei von Viruskrankheiten sind. Die Preise sind je nach gekaufter Menge, Vermehrungsmethode der Unterlage und eventuellen Lizenzgebühren für Neuzüchtungen zwischen 2€ und 5€ je Unterlage. Allerdings gibt es oft Mindestbestellmengen oder es müssen größere Bündel an Unterlagen gekauft werden.  Einige Baumschulen bieten auch kleinere Mengen für selbst Veredler an, wie zum Beispiel:
  • Forstbaumschulen: Sind eventuell eine gute Quelle für Sämlingsunterlagen von Arten, die auch als Forstbaum verwendet werden, z.B. Esskastanie, Vogelkirsche oder Walnuss. Allderdings muss man dort meist für gute Preise ganze 25er oder 50er Bündel kaufen und die Qualität, bzw. vor aller die für das Veredeln wichtige Unterlagendicke, ist oft etwas uneinheitlicher als bei Obstbaumschulware.
  • Selbstvermehrte Unterlagen: Man kann eigene Unterlagen zum Beispiel aus Samen oder vegetativ durch Abrisse oder Steckhölzer vermehren. Dafür muss man allerdings an Samen geeigneter Sorten kommen oder sich Steckhölzer der gewünschten Unterlage besorgen. Für Sämlingsunterlagen werden zum Beispiel bei Äpfeln die Samen der Sorten Bittenfelder und Grahams Jubiläumsapfel, bei Birnen die der Sorte Kirchensaller, bei Pflaumen die der Sorte Wangenheimer und bei Pfirsichen die kernechter Sorten, z.B. von Weinbergpfirsichen verwendet. Durch Steckhölzer lassen sich die meisten Quittenunterlagen, manche Apfeltypenunterlagen und auch einige Pflaumenunterlagen vermehren. Praktisch ist es bei diesen Unterlagen vor allem nach dem Veredeln den abgeschnittenen Teil der Unterlage in Stücke von ca 20-30 cm Länge zu schneiden und als Steckhölzer zu verwenden. Das ist natürlich billiger, als Unterlagen zu kaufen, aber man braucht ungefähr ein bis zwei Jahre, bis man veredlungsfertige Unterlagen erzeugt hat und muss sich in dieser Zeit um die Unterlagen kümmern. Vegetativ (über Steckhölzer oder Abrisse) vermehrte Unterlagen können mit Viren und anderen Krankheiten befallen sein, wenn die Mutterpflanze krank ist, Sämlinge sind meist gesund. Es soll aber zumindest bei Steinobst auch samenübertragbare Viren geben. Bei Verwendung von eigenem Vermehrungsmaterial hat man allerdings nur die Krankheiten, die man sowieso schon in seinem Garten mit der Mutterpflanze hat.
  • Unterlagen aus Hecken und Wäldern: Früher war dies eine sehr übliche Quelle von Unterlagen. Zum Ausgraben ist aber die Erlaubnis des Grundstücksbesitzers nötig. In der Nähe von Vogelkirschen im Wald gibt es zum Beispiel oft viele Sämlinge, die als Unterlagen für Süß- und Sauerkirschen verwendet werden können. Auch Weißdorn, der oft an Waldrändern und in Hecken wächst, kann als Unterlage für Quitten und Mispeln verwendet werden. Auch diese gesammelten Unterlagen können natürlich beliebige Krankheiten haben und man sollte sich der Gefahr bewusst sein und diese zumindest nicht von weit her verpflanzen.