Unterlagen für Äpfel (Malus domestica Borkh.)

Die üblichen Apfelunterlagen sind hier ungefähr von starkwüchsig (für große und langlebige Bäume) bis schwachwüchsig (für kleine und ertragreiche Bäume) aufgeführt.

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Starker Wuchs:

    • Sämlinge
      • inhomogene Eigenschaften aufgrund der generativen Vermehrung
      • meist starkwüchsig
      • meist verzögerter Produktionseintritt
      • meist anpassungsfähig an alle Böden, auch schlechte
      • meist hohes Alter erreichbar, >100 Jahre
    • Sämlinge ausgewählter Sorten (z.B. Bittenfelder, Grahams Jubiläumsapfel)
      • sehr starker Wuchs
      • homogene Wuchseigenschaften trotz generativer Vermehrung
      • anpassungsfähig an alle Böden, auch schlechte, nicht zu kalkhaltig
      • gute Nässe und Trockenresistenz
      • verträgt große saisonale Temperaturschwankungen
      • sehr robust und standfest
      • verzögerter Produktionseintritt
      • kein Einfluss auf die Alternanz
      • hohes Alter erreichbar, >100 Jahre
    • A2 (Alnarp 2)
      • starker Wuchs, aber etwas schwächer als Bittenfelder Sämling
      • schwere wie leichte Böden
      • erhöhte und früher einsetzende Erträge als Sämlingsunterlagen
      • verträgt große saisonale Temperaturschwankungen und Winterfrost (schwedische Selektion)
      • standfest
      • leicht vegetativ vermehrbar
    • M109 (M2 x Northern Spy)
      • sehr starker Wuchs
      • alle Böden, auch schlechte, vorzugsweise auf leichten
      • verzögerter Produktionseintritt
      • mittlere Erträge
      • empfindlich gegen stauende Nässe
      • gute Trockenresitenz
      • recht frostempfindlich
    • M1
      • starkwüchsig
      • gut für vegetative Vermehrung geeignet
      • mittlere Böden
      • frostanfällig
    • Transparent aus Croncels
      • starker Wuchs
      • ausgezeichnete Blutlausresistenz
      • Verringerung der Alternanzneigung
      • leicht durch Steckholz vermehrbar → leicht vegetativ vermehrbar
    • MM111
      • mittelstarker Wuchs, Höhe und Breite ca. 80% im Vergleich zum Sämling
      • gut entwässernde Böden
      • empfindlich gegen (zu viel) Kalk
      • gute Frost- und Trockenresistenz
      • resistent gegen Blutläuse und Kragenfäule
      • erhöhte Erträge
      • verfrühter Produktionseintritt
      • Tendenz zur Alternanz

 

  • Mittlerer Wuchs:
    • M4
      • mittlerer Wuchs
      • geringe Ansprüche: alle Böden außer sehr trockene oder nasse
      • verfrühter Produktionseintritt
      • gute Ernten
      • mittel standfest, bei starkwüchsigen Sorten auf guten Böden vielleicht nicht ausreichend
      • recht gute Frostresistenz
      • durch hohe induzierte Fruchtbarkeit im Alter alternanzfördernd
    •  M2
      • mittlerer Wuchs
      • für mittlere bis fruchtbare Böden, nicht für leichte
      • verfrühter Produktionseintritt
      • frostanfällig
      • anfällig für Blutläuse
      • resistent gegen Kragenfäule
    • M7
      • mittlerer Wuchs
      • geringe Ansprüche: schwere und feuchte Böden, auch trockene, wenig empfindlich gegen Kalk
      • Produktionseintritt für mittelstarke Unterlage eher spät
      • standfest
      • wenig anfällig für Kragenfäule, gute Frosthärte
      • anfällig für Obstbaumkrebs (Agrobacterium tumefaciens)
      • verbessert Fruchtgröße und -farbe
      • Alternanzneigung
    • MM104 (M2 x Northern Spy)
      • mittlerer Wuchs
      • benötigt ausgeglichenen Wasserhaushalt, nicht für nasse oder trockene Böden
      • verzögerter Produktionseintritt
      • frostresistent
      • (gute Veredlungskompatibilität)
    • MM106 (M1 x Northern Spy)
      • mittlerer Wuchs
      • für feuchte, leichte Böden, anfällig für Trockenheit
      • verfrühter Produktionseintritt
      • gute Erträge
      • Lebenserwartung bei ca. 50 Jahren
      • mittel standfest, bei starkwüchsigen Sorten auf guten Böden vielleicht nicht ausreichend
    • Supporter 4 Pi 80
      • schwacher bis mittlerer Wuchs
      • gute Verankerung trotz geringem Wuchs
      • resistent gegen Blutlaus und Kragenfäule
      • keine Beeinflussung der Alternanz

 

  • Schwacher Wuchs:
    • M26 (M9 x M16)
      • schwacher bis mittlerer Wuchs
      • Stützpfahl lebenslang nötig
      • für lockere Böden
      • stark verfrühter Produktionseintritt
      • verbessert Fruchtqualität
      • anfällig für Kragenfäule
      • frostresistent
      • für schwachwüchsige Sorten eher zu empfehlen als M9
    • G11 und G41 (Geneva 11 und 41)
      • schwacher Wuchs, etwa wie M9, G41 tendenziell etwas stärker
      • Stützpfahl lebenslang nötig (wie M9)
      • stark verfrühter Produktionseintritt (wie M9)
      • verbessert Fruchtqualität (wie M9)
      • feuerbrand-, phytophtora- und blutlausresistent
      • gleiche oder bessere Fruchgrößen als ´M9 T337´
      • neue Unterlagen aus den USA
    • B9 (Budakowski 9)
      • Ersatz von M9 als schwachwüchsige Unterlage, etwa gleicher bis leicht stärkerer Wuchs
      • Standfester als M9, Stützpfahl trotzdem emfehlenswert
      • etwas geringere Ansprüche an den Boden wie M9
      • sehr frosthart und angeblich resistenter gegen Krankheiten
      • rötliches Laub, wodurch Unterlagentriebe leicht zu erkennen sind
    • M9 (Paradis Jaune de Metz)
      • sehr schwacher Wuchs
      • Stützpfahl unbedingt lebenslang nötig
      • fruchtbare und feuchte Böden, geringe Wurzelbildung, hohe Ansprüche an Boden
      • stark verfrühter Produktionseintritt
      • hohe Erträge
      • resistent gegen Kragenfäule
      • verbessert Fruchtgröße, -geschmack und -farbe
      • kurze Lebenserwartung
      • PAJAM 1® lancep und PAJAM 2® cepiland sind Selektionen von M9 aus Frankreich.
      • Es gibt einige weitere M9 Klone, zu empfehlen ist ´M9 T337´ aus Holland.
      • PAJAM 1, PAJAM 2 und M9 T337 sind leicht wüchsiger und ertragreicher als herkömmliche M 9, oft besser verträglich mit den Edelsorten und fördern die Glattschaligkeit der Früchte.
    • M27 (M9 x M13)
      • sehr schwacher Wuchs
      • nicht standfest, Stützpfahl unbedingt lebenslang nötig
      • oft für Kübelkultur verwendet
      • fruchtbare, reiche Böden sehr hohe Ansprüche
      • stark verfrühter Produktionseintritt
      • Produktivitätsoptimum nach 6 Jahren
      • nur für starkwüchsige Sorten zu empfehlen

15 Comments

  • Erik T.

    Reply Reply 11. März 2023

    Hallo Johannes,

    herzlichen Dank für die ausführlichen Hilfestellungen.
    Ich werde nun B9 kaufen, da die Bäume recht klein bleiben sollen, der Boden relativ sandig ist, wir zwar in einer Senke in Berlin wohnen und eine Zusatzbewässerung – außer in den ersten Jahren – nicht immer von mir gewährleistet sein kann.

    Es freut mich sehr, dass Sie mir so rasch geholfen haben.

    Viele Grüße aus Berlin-Steglitz,

    Erik

    • Johannes

      Reply Reply 11. März 2023

      Viel Erfolg mit den Spindeln und wir freuen uns, wenn wir in ein paar Jahren über die Erfahrungen. Es ist immer gut sich auszutauschen und Erfahrungen von anderen Obstfans und auch mal aus anderen Gegenden (mit anderem Klima, anderen Böden,…) zu lesen.

      Grüße aus dem Süden
      Johannes

  • Claus Barth

    Reply Reply 13. Mai 2022

    Einen schönen guten Tag, ich habe in diesem Jahr meine ersten Versuche gemacht, im biodynamischen Bereich mit Bittenfelder Sämlingen zu arbeiten (Sondergenehmigung). Ich würde gerne selber die Sämlinge aus Samen ziehen – wo kann ich diese beziehen?
    Freundliche Grüße, Claus

    • Johannes

      Reply Reply 13. Mai 2022

      Hallo Claus,

      wir haben noch nie Samen bestellt und Sämlinge selbst gezogen und kennen soweit auch keine Bezugsquelle für Samen vom Bittenfelder Sämling. Mit einer schnellen Googlesuche (https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=samen+Bittenfelder+Malus) habe ich nur Samen aus konventionellem Anbau oder nicht näher bestimmeten Quellen gefunden. Für biodynamisch wäre das wohl nichts.
      Eine Möglichkeit wäre, sich im Herbst Äpfel der Sorte Bittenfelder zu besorgen und diese zu Saft pressen zu lassen und dann den Trester mit den enthalten Samen bei der Mosterei mitzunehmen und in einem Beet gut verteilt aussäen. Wenn man nicht höhere Keimquoten oder nur wenige Sämlinge braucht, kann man sich auch die Mühe machen, die Samen aus dem Trester zu sammeln. Bittenfelderäpfel sollten im Herbst vermutlich auch aus biodynamischem Anbau zu finden sein.
      Hoffentlich waren meine Gedanken dazu hilfreich, viele Grüße, Johannes

      • Claus Barth

        Reply Reply 13. Mai 2022

        Danke Johannes für Deine Information!

  • Nico

    Reply Reply 11. Dezember 2021

    Haben sie noch mehr Informationen über die A2 unterlage

    • Johannes

      Reply Reply 12. Dezember 2021

      Leider konnte ich auf die schnelle nicht so viel mehr Informationen zu A2 finden, allerdings habe ich gerade die Beschreibungen noch etwas überarbeitet und etwas mehr Info, die ich gefunden habe, eingearbeitet.
      Grüße
      Johannes

  • Stan

    Reply Reply 11. Juni 2019

    So nebenbei, wir haben seit 2011 einen Topaz auf B9

  • Knop

    Reply Reply 9. November 2018

    Hallo,

    Ihre Unterlagenempfehlungen sind ja wohl etwas veraltet, Entwicklungen wie Budakowski wären ja seit Jahren am Markt, die gängigen M- Unterlagen haben im Hobbybereich ja weithin versagt bzw nichts mehr verloren, Feuerbrand ist überall verbreitet, von A2 ist bekannt, daß sie bevorzugt von Wühlmäusen gefressen wird und bereits nach 10 Jahren nicht mehr standfest ist….
    Aber wir empfehlen weiterhin denselben Mist wie seit 40 Jahren…

    • Johannes

      Reply Reply 16. Dezember 2018

      Es tut uns Leid, wenn der Inhalt unserer Seite Sie nicht zufrieden stellt. Trotzdem vielen Dank für die Rückmeldung.

      Unsere Unterlagenbezugsquellen sind bewusst allgemein gehalten, weil es uns sonst recht viel Mühe kosten würde, diese aktuell zu halten. Ein relativ breites Angebot für Privatpersonen hat aber z.B. die Baumschule Ritthaler, aber natürlich nicht zu den Preisen der Unterlagenproduzenten.

      Das nicht alle bei uns beschriebenen Unterlagen top aktuell sind, ist uns bewusst. Leider bekommt man als Privatmann und in Kleinmengen oft nur diese „veralteten“ Unterlagen, da sie weit verbreitet sind und scheinbar trotzdem noch gewisse Standards zu sein scheinen. Ich persönlich kenne z.B. keine Quelle für Budakowski Apfelunterlagen. Deswegen wollten wir lieber beschreiben, was tendenziell eher für normale Leute beschaffbar ist. Sonst nutzen den meisten die Beschreibungen von modernen oder modernsten Unterlagensorten nichts. Auch gibt es zu diesen neueren Unterlagen oft leider nur wenig unabhängige Informationen.

      Falls Sie uns noch eine Quelle zur Wühlmausanfälligkeit von A2 hätten, würden wir uns freuen und diese Information auch gerne auf unserer Seite publizieren. Ich persönlich habe bisher bei mir keine Wühlmauspräferenz für eine bestimmte Apfelunterlagensorte festgestellt, eher allgemein ein Präferenz für Äpfel und Esskastanien.

    • Erik T.

      Reply Reply 9. März 2023

      Hallo Knop,

      welche Unterlagen (außer Budakowski) können Sie denn für den Freizeitgärtner als zeitgemäß und praktikabel empfehlen?

      Danke vorab!

      • Johannes

        Reply Reply 9. März 2023

        Welche Unterlage zu empfehlen ist, hängt vom Faktoren wie der gewünschten Baumgröße und Ertragsbeginn, aber vor allem dem Standort (Bodenart, Feuchtigkeit, Temperatur, …)
        Ich wäre allerdings auch gespannt, welche Unterlagen Knop denn empfehlen würde. Er schrieb ja leider mehr oder weniger nur, welche er nicht gut findet.
        Für welchen Standort und welche Baumeigenschaften suchen Sie denn eine Apfelunterlage?

        • Erik T.

          Reply Reply 9. März 2023

          Suche gute und über viele Jahre ausdauernde/haltbare Unterlage für Apfelspindel. Sie sollte zudem schon die wichtigsten Resistenzen abdecken.
          Standort ist Berlin.
          (Ja! Sehr schade, dass Knop bisher nur eine Behauptung in den Raum stellte…)

          • Johannes

            10. März 2023

            Für Spindeln verwende ich M9 oder B9, allerdings in Süddeutschland auf lehmigen Boden, aber ohne Wasseranschluss und (einfacher) Bewässerungsmöglichkeit. B9 funktiiniert deutlich besser, war aber bis vor ca. 5-6 Jahren eher noch nicht so einfach zu bekommen. B9 soll etwas trockenheitsverträglicher sein und soweit sieht es mir auch danach aus. Ich verwende B9 aber inzwischen hauptsächlich wegen dem rötlichen Laub, wodurch man Unterlagentriebe sehr leicht erkennt, was die Veredlungsnachpflege sehr viel angenehmer macht. Allerdings ist B9 etwas teurer als M9. In Berlin, auf vermutlich sandigem Boden und generell etwas weniger Niederschlag als bei mir, sollte die höhere Trockenheitsverträglichkeit von B9 sicherlich auch gut tun, aber vielleicht ist es auch nicht so wichtig, wenn bewässert werden kann.
            Auch wenn bewässert werden kann, würde ich von extrem schwachwüchsigen Unterlagen wie M27 abraten.
            Wenn die Spindeln auch noch etwas größer werden darf als 3m Höhe (oder für extrem schwachwüchsige Sorten), könnte man auch etwas stärkere Unterlagen wie MM106 in betracht ziehen. MM106 eignet sich ganz gut für leichte Böden (nehme ich mal an, dass es die sandigeren Böden in/um Berlin recht leicht sind), mag allerdings keine Trockenheit, aber wenn bewässert wird (im Hausgarten?) oder bei recht hohem Grundwasserspiegel (soll es ja auch um Berlin herum geben), müsste MM106, oder MM104, auch gut gehen. Aber ich habe da keine persönlichen Erfahrungen.
            M7 ist auch noch recht robust und anspruchslos, aber vielleicht für Spindeln schon zu starkwüchsig, es sei denn der Boden ist sehr schlecht und der Standort sehr trocken.

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