Veredeln durch Spaltpfropfen
Spaltpfropfen ist eine der einfachsten Veredlungsverfahren. Beim Spaltpfropfen wird das sich noch in Ruhe befindliche, keilförmig zugeschnittene Edelreis in einen Spalt in der Unterlage gepfropft. Die Rinde der Unterlage muss dafür nicht lösen (wie beim Rindenpfropfen). Dadurch ist der Veredlungszeitraum (ab Februar) ähnlich wie beim Kopulieren länger als beim Rindenpfropfen, vor allem kann schon früher im Jahr veredelt werden als beim Rindenpfropfen. Das zur Veredelung vorgesehene Edelreis sollte mindestens zwei gut entwickelte Augen aufweisen.
Allerdings ist das Spaltpfropfen eine recht brutale Veredlungsmethode, vor allem bei dickeren Unterlagen und die Veredlungsstelle wird meist nicht so gut verwachsen wie bei anderen Methoden. Bei dicken Unterlagen braucht man auch ein relativ stabiles Veredlungsmesser zum Beispiel eine Hippe, während für dünne Unterlagen auch Kopuliermesser ausreichen.
Im weiteren wird hier das einfache Spaltpfropfen beschrieben, wobei es viele verschiedene Versionen gibt, die jedoch alle nach dem gleichen Grundprinzip funktionieren. Es ist bei größeren Pfropfköpfen (dicken Unterlagen) zum Beispiel von Vorteil mehrere Reiser einzusetzen. Es können an beiden Enden des Spalts Reiser eingesetzt werden (siehe 3a und 3b) oder es kann, nicht dargestellt, die Unterlage mit mehreren Spalten versehen werden.
Die Unterlage wird an der gewünschten Stelle (ein möglichst gerades Stamm oder Aststück) senkrecht zu ihrer Längsachse abgesägt. Wenn der Sägenschnitt nicht sauber ist, kann mit einem scharfen Messer glatt nachgeschnitten werden.
Das Edelreis wird mit zwei Schnitten keilförmig zugeschnitten 1. Am besten so, dass sich zwischen den oberen Enden der Schnittflächen eine Knospe befindet.
An der Stelle, an der das Edelreis eingepfropft werden soll, wird die Unterlage vorsichtig gespalten. Die Unterlage muss dabei nicht genau mittig gespalten werden, es ist oft von Vorteil, wenn der Spalt nicht durch das Mark der Unterlage geht. Der Spalt sollte nicht viel länger als die Schnittflächen des Edelreises sein, damit die beiden Seiten genug Druck auf das Edelreis ausüben und es gut einklemmen können. Bei dicken Unterlagen ist eine Hippe oder ein ähnlich stabiles Messer nötig, während für dünne Unterlagen ein Kopuliermesser ausreicht.
Nun wird das Edelreis in den Spalt geschoben, so dass die Knopse zwischen den Schnitten nach außen zeigt. Um das Edelreis leichter einfügen zu können, kann der Spalt während der „Operation“ mit einem Schraubenzieher, Messer oder einem anderen Werkzeug aufgedrückt werden 2. Die Kambien von Unterlage und Edelreis müssen möglichst gut, aber an mindestens einer Stelle, überlappen. Bei unterschiedlich dicken Rinden kann eine genaue Anpassung schwierig sein, in diesem Fall ist es einfacher, das Edelreis etwas schräg (nach außen) einzusetzen. Von den Schnitten am Edelreis noch einige mm über der Schnittfläche zu sehen sind 3. Dadurch wird eine gute Wundheilung der Schnittfläche der Unterlage durch Kallus aus dem Kambium des Edelreises gewährleistet. Wenn mehrere Reiser eingefügt werden sollen, werden einfach die bisherigen Schritte wiederholt (3a und 3b).
Anschließend ist die Veredelungsstelle straff zu verbinden, wie immer bleibt dabei das Auge am Edelreis frei. Abschließend ist die Veredelungsstelle, die Pfropfkopffläche sowie das obere Ende des Edelreises, also wie immer alle sichtbaren Schnittflächen, gut mit Wundverschlussmittel zu verstreichen 4.
Wenn zum Verbinden Elektrikerklebeband in überlappenden Lagen verwendet wird, muss die Veredelungsstelle selbst nicht verstrichen werden. Klebeband hat auch den Vorteil, dass es nach spätestens einer Wicklung hält und sich nicht wie Bast wieder selbst löst.
Zusammenfassung:
Wann?
Februar-April(-Mai)
Was?
Die Unterlage ist in Ruhe oder angetrieben und gleich dick bis sehr viel dicker als das Edelreis, Edelreis/er in der Vegetationsruhe
Wozu?
Einfache Allzweckveredlungsmethode, kann fast alle Veredlungsmethoden ersetzen, verheilt aber meist schlechter und ergibt nicht so „schöne“ und oft weniger gesunde Veredlungsstellen (vor allem dicke Unterlagen).
3 Comments
Sigurd Trommer
29. Mai 2016Gut beschrieben, aber: Was ist nach dem Austrieb mit den Trieben der Unterlage zu tun? Wann entfernt man diese?
Johannes
30. Mai 2016Das ist eine gute Frage. Pauschal ist sie etwas schwierig zu beantworten.
Ich würde grundsätzlich alle Triebe der Unterlage entfernen und zwar so früh wie möglich. Wenn die Unterlage aber sehr stark zurückgeschnitten wurde, zum Beispiel beim Umveredeln größerer Bäume, kann man in einigem Abstand (ab ca. 30-50 cm) der Veredlungsstelle schon bei der Veredlung Zweige oder Äste oder sich nach der Veredlung bildende Triebe als sogenannte „Zugäste“ belassen. Diese „Zugäste“ werden dann entweder im folgenden Jahr umveredelt oder ganz entfernt.
Frische Triebe kann man am besten im Mai-Juni einfach abstreifen oder ausreißen, bevor sie verholzen.
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