Unterlagen für Birnen (Pyrus communis L.)

Die üblichen Birnenunterlagen sind hier ungefähr von starkwüchsig (für große und langlebige Bäume) bis schwachwüchsig (für kleine ertragreiche Bäume) aufgeführt.
Achtung! Viele, vor allem ältere Birnensorten (z.B. Williams Chirstbirne) aber auch neue Sorten (z.B. Uta) sind nicht mit den schwachwüchsigen Quitten als Unterlage kompatibel. Diese benötigen eine Zwischenveredlung mit einer kompatiblen Birnensort, z.B. Gellerts Butterbirne.

Direkt zu:

  • Starker Wuchs:
    • Sämling (Pyrus communis L.)
      • inhomogene Wuchseigenschaften wegen der generativen Vermehrung
      • meist starker Wuchs
      • später Ertragsbeginn
      • anpassungfähig an alle Bodentypen
      • meist gute Frostresitenz
    • Sämling der Sorte Kirchensaller Mostbirne (Pyrus communis L.)
      • homogene Wuchseigenschaften trotz generativer Vermehrung
      • sehr starker Wuchs
      • später Ertragsbeginn
      • alle Böden
      • gute Verankerung
      • gute Frostresistenz
    • Sämling der Sorte Williams Christbirne (=Bartlett) (Pyrus communis L.)
      • mittelstarker bis starker Wuchs
      • alle Böden
      • gute Verankerung
      • verbreitete Unterlage in Nordamerika
    • Pyrus calleryana Decne.
      • starker Wuchs
      • später Ertragsbeginn
      • gute Verankerung
      • In Ostasien und Australien als Unterlage für Nashi und europäische Birnen verwendet

 

  • Mittlerer Wuchs:
    • Pyrodwarf (Pyrus communis L.)
      • Kreuzung von Old Home x Gute Luise
      • mittelstarker Wuchs
      • verträglich mit allen Birnensorten
      • Fruchtgröße etwas kleiner als auf Quittenunterlagen
      • kalktolerant
      • frostresistent
      • mittel anfällig für Feuerbrand, anfällig für Birnenverfall
    • OHF serie (Pyrus communis L.)
      • Kreuzungen der Sorten Old Home x Farmigdale
      • mehrere Selektionen
      • mittlerer bis schwacher Wuchs
      • verträglich mit allen Birnensorten
      • erhöhte Produktivität
      • Fruchtgröße vergleichbar mit der auf Quittenunterlagen
      • wenig Wurzelausläufer
      • gute Frostresistenz
      • tolerant gegen Feuerbrand und Birnenverfall
      • verbreitet(er) sind die Selektionen „Farold87 DAYTOR“ (OHF 87), „Farold69 DAYNIR“ (OHF 69)
    • Pyriam (OH11)
      • Selektion aus Sämlingen der Sorte Old Home
      • mittlerer bis schwacher Wuchs
      • verträglich mit allen Birnensorten
      • erhöhte Produktivität
      • Fruchtgröße vergleichbar mit oder leicht kleiner als auf Quittenunterlagen
      • gute Frostresistenz
      • tolerant gegen Feuerbrand
    • Quitte BA29 (Cydonia oblonga Mill.)
      • Kompatibilität mit Birnensorten relativ gut, eine Zwischenveredlung für unverträgliche Birnensorten (z.B. Williams Christ) ist empfehlenswert.
      • Selektion aus der Provencequitte aus Frankreich
      • mittelstarker Wuchs, kräftigste Quittenunterlage
      • erhöhte Produktivität, etwas geringere Fruchtgrößen als Quitte A
      • kalktoleranteste Quittenunterlage, auch tolerant gegen Trockenheit und etwas gegen Frost
      • resistent gegen Nematoden und Wurzelkropf
      • feuerbrandanfällig, resistenter gegen Birnenverfall als Quitte C und A.
      • durch große Wurzelmasse sehr gute Nährstoffversorgung
      • gut vermehrbar, auch durch Steckholz

 

  • Schwacher Wuchs:
    • Quitte A (Cydonia oblonga Mill.)
      • Kompatibilität mit Birnensorten zwar relativ gut, eine Zwischenveredlung für unverträgliche Birnensorten (z.B. Williams Christ) ist empfehlenswert.
      • Selektion aus der Quitte aus Angers
      • schwacher-mittlerer Wuchs,
      • frühe und hohe Erträge, gute Fruchtgrößen
      • empfindlich gegen Staunässe und Trockenheit
      • anfällig für Chlorose in stark kalkhaltigen Böden
      • anfällig gegen Feuerbrand und Viruserkrankungen
      • weniger anfällig gegen Birnenverfall
      • resistent gegen Nematoden und Wurzelkropf
      • gut vermehrbar, auch durch Steckholz
    • Quitte Sydo (Cydonia oblonga Mill.)
      • Kompatibilität mit Birnensorten zwar relativ gut, eine Zwischenveredlung für unverträgliche Birnensorten (z.B. Williams Christ) ist empfehlenswert.
      • Selektion aus der Quitte aus Angers
      • schwacher-mittlerer Wuchs, gering schwächer Als Quitte A
      • frühe und hohe Erträge, gute Fruchtgrößen
      • empfindlich gegen Staunässe und Trockenheit
      • anfällig für Chlorose in stark kalkhaltigen Böden
      • mittel anfällig gegen Feuerbrand und Viruserkrankungen
      • weniger anfällig gegen Birnenverfall
      • resistent gegen Nematoden und Wurzelkropf
      • gut vermehrbar, auch durch Steckholz
    • Quitte Adams (Cydonia oblonga Mill.)
      • Selektion aus der Quitte aus Angers durch Adams in Belgien 1965
      • schwacher-mittlerer Wuchs, Wuchsstärke zwischen Quitte A und Quitte C
      • Ertragsleistung und Fruchtgröße ist meist besser als bei den anderen Quittenunterlagen
      • frostfester als Quitte C und Quitte EMH
      • resitent gegen Phytophtora, leicht anfällig für Feuerbrand
      • anfällig für Chlorose in stark kalkhaltigen Böden
      • resistent gegen Nematoden und Wurzelkropf
      • etwas wüchsigerer Ersatz für Quitte C
    • Quitte Eline (Cydonia oblonga Mill.)
      • Kompatibilität mit Birnensorten soll gut sein, bei bekannt unverträglichen Sorten ist eine Zwischenveredlung trotzdem empfehlenswert. Die Sorten Conference und Vereinsdechant sind sehr gut mit Eline kompatibel
      • schwacher Wuchs, oft etwas stärker als Quitte C
      • verfrühter Produktionseintritt, noch früher als Quitte A
      • verbessert Fruchtgröße und -geschmack
      • sehr frosthart
      • anfällig für Chlorose in stark kalkhaltigen Böden
      • nur für intensiven Anbau auf besten Standorten
      • resistent gegen Nematoden und Wurzelkropf
      • anfällig für Feuerbrand, resistent gegen Phytophtora
      • die Früchte der Birnensorte Conference ist auf Eline etwa 20% weniger berostet
    • Quitte C (Cydonia oblonga Mill.)
      • Kompatibilität mit Birnensorten gut, eine Zwischenveredlung für unverträgliche Birnensorten (z.B. Williams Christ) ist empfehlenswert.
      • Selektion aus der Quitte aus Angers
      • schwacher-sehr schwacher Wuchs
      • verfrühter Produktionseintritt, noch früher als Quitte A
      • verbessert Fruchtgröße und -geschmack
      • empfindlich gegen Staunässe und Trockenheit und Winterfrost
      • anfällig für Chlorose in stark kalkhaltigen Böden
      • anfällig für Feuerbrand, mittel anfällig für Birnenverfall
      • resistent gegen Phytophtora
      • resistent gegen Nematoden und Wurzelkropf
      • nur für intensiven Anbau auf besten Standorten
    • Quitte EMH (Cydonia oblonga Mill.)
      • Kompatibilität mit Birnensorten soll gut sein, bei bekannt unverträglichen Sorten ist eine Zwischenveredlung trotzdem empfehlenswert. Die Sorten Conference und Vereinsdechant sind sehr gut mit EMH kompatibel, Williams Christ ist inkompatibel
      • schwacher-sehr schwacher Wuchs
      • verfrühter Produktionseintritt, noch früher als Quitte A
      • verbessert Fruchtgröße und -geschmack gegenüber Quitte A und Quitte C
      • nur für gute oder leichte Böden
      • empfindlich gegen Trockenheit
      • geringe Frosthärte

 

  • selten verwendete Unterlagen:
    • Weißdorn (Crataegus monogyna, Crataegus oxyacantha)
      • sehr schwacher bis schwacher Wuchs
      • Kompatibilitätsprobleme, siehe auch Quitten
      • gerine Lebenserwartung
    • Vogelbeere (Sorbus aucuparia)
      • mittelstarker Wuchs
      • Kompatibilitätsprobleme, siehe Quitten
    • Sämlinge anderer Birnenarten (Pyrus nivalis, Pyrus calleryana, Pyrus betulifolia) sind zum Teil gut an spezielle Umweltbedingungen angepasst (Winterfrost, Trockenheit), zeigen je nach Art einen starken bis schwachen Wuchs, sind mit Birnen und Nashis verträglich oder sind tolerant bzw. resistent gegen  Krankheiten wie Birnenverfall oder Feuerbrand.

Veredlungen auf Weißdorn oder Vogelbeere sind unüblich und risikoreich, vor allem wegen eventueller Unverträglichkeit, die sich auch erst nach Jahren zeigen kann.

10 Comments

  • Jens

    Reply Reply 12. Februar 2024

    Guten Abend,
    Wir haben einen Nashibaum im Schrebergarten. Der Baum stand bereits im Garten, wächst sehr gut, aber leider schmecken uns die Früchte nicht besonders. Sie sind kaum aromatisch und werden lediglich süß.
    Nun möchten wir den Baum gerne veredeln. Unter den verwandten Arten käme das meiste in Frage, also Birnen, Mispeln, Quitten und auch Äpfel. Die beiden letztgenannten haben die stärkste Lobby.
    Ist hier etwas besonderes zu beachten oder gibt es besonders geeignete Arten und Sorten? Ist die Nashi eventuell wie andere Birnen auch zu sehen?

    • Johannes

      Reply Reply 13. Februar 2024

      Guten Tag,
      Birnensorten sollten mit einem Nashibaum auf jeden Fall kompatibel sein.
      Nashi selbst sind im Gegensatz zu den meisten Birnensorten nicht mit Quitte als Unterlage kompatibel, von daher würde ich vermuten, dass sich eine Nashi nicht mit Quittensorten veredeln lässt. Äpfel sind generell nicht mit anderen Kernobstarten kompatibel und kommen so auch nicht zum Umveredeln einer Nashi in Frage. Zu Mispel kenn ich keine Erfahrungsberichte oder Untersuchungen.
      Meine Empfehlung wäre also, es mit Sorten der europäischen Birnen zu versuchen den Nashibaum zu veredeln. Zum Veredeln selbst würd eich sagen, dass es nicht so viel besonderes zu beachten gibt. Zum Umveredeln würde ich als Methode immer das Rindenpfropfen empfehlen.
      Viele Grüße
      Johannes

  • Thomas Müller

    Reply Reply 11. Dezember 2022

    PS: in manchen Sortenbeschreibungen werden Bodenansprüche angegeben. Ist das bei einer gepfropften Sorte überhaupt relevant? Spielen nicht eher die Bodenansprüche der Unterlage die grössere Rolle, oder muss man beides beachten (dann könnten sich aber Widersprüche ergeben..)? Danke & GRuss, Thomas M

    • Johannes

      Reply Reply 11. Dezember 2022

      Die Ansprpüche der Unterlage an den Boden sind meiner Meinung nach deutlich stärker zu gewichten, aber auch die Sorte kann unabhängig von der Unterlage durchaus mittelbare Bodenansprüche haben. Zum Beispiel können Sorten verschieden gut mit einem Bodenbedingten Mangel oder Überschuss an Wasser oder Nährstoffen umgehen.
      Grüße
      Johannes

  • Thomas Müller

    Reply Reply 11. Dezember 2022

    Guten Tag,
    Eine Nachbarin möchte einen schwach wachsenden Birnenhochstamm, höchstens 3-4m breit. Ein Forumsbeitrag legt nahe dass dies mit einer schwachwüchsigen Sorte (zB Madame Verté) auf Sämling machbar wäre: https://forum.garten-pur.de/index.php/topic,64431.60.html.
    Das tönt für mich einfacher und sympathischer (sicher keine Kompatibilitätsprobleme) als auf Quitte (dann müsste man wohl wieder einen stark wachsenden Stammbildner dazwischenschalten?).
    Was ich noch nicht verstanden hab, Quitte soll einerseits trockenverträglicher sein als Birne, obwohl flacher wurzelnd, und gemäss obiger Angaben sind einige Quittenunterlagen eher trockenheitsempfindlich. Vielleicht wäre Pyrus pyraster in manchen Fällen eine gute, der Quitte ev ebenbürtige Option für trockenere Standorte? Oder hat das einen Haken, da diese Art nirgends empfohlen wird?
    Besten Dank und Gruss, Thomas

    • Johannes

      Reply Reply 11. Dezember 2022

      Guten Abend Thomas,

      bei Birnen gibt es sehr große Unterschiede in der sortenbedingten Wuchsstärke. Viele, besonders großfrüchte, Tafelsorten sind relativ schwachwüchsig, so dass sie auch auf Sämlingsunterlage beherrschbar und relativ klein bleiben.
      Quitten und Birnen sind tendenziell relativ gut trockenheitsverträglich, aber die Wurzelentwicklung ist eine ganz andere. Birnen wurzeln sehr tief, aber durchwurzeln oberflächlich nicht so gründlich wie Quitten. Deswegen verlangen sie tiefgründigere Standorte um ihre Trockenheitsverträglichkeit durch tiefreichende Wurzeln zu erlangen. Quitten haben eine sehr intensive oberflächliche Durchwurzelung und finden damit auch noch das letzte bisschen Wasser. Damit überleben sie zwar Trockenheit recht gut, aber mit dem Wachstum sieht es dann sehr schlecht aus, vor allem mit dem Wachstum der aufveredelten Birne. Zudem sind die sehr schwachwachsenden Quittenunterlagen (z.B. Quitte C) einfach so schwachwüchsig, dass sie wirklich nur für absolut optimale Standorte geeignet sind, bzw. ihre Wuchsbremse nur dort benötigt wird.

      Allzuviele Birnensorten habe ich noch nicht auf verschiedenen Unterlagen durchgetestet, aber ich habe einen Baum Gellerts Butterbirne auf Sämling mit mehreren weiteren aufveredelten Sorten (u.a. Trevaux, Charneu, Vereinsdechant, Gräfin aus Paris, Palmischbirne und noch ein paar frische Veredlungen). Dieser ist jetzt 20 Jahre alt und immer noch nur etwa 5m hoch und vielleicht 3-4m breit mit 10-12 cm Stammdurchmesser. Alle Sorten, bis auf die Mostbirnensorte Palmischbirne wollen kaum wachsen und ich habe eher ein Problem mit der Fruchtholzerneuerung als mit der Wuchsbegrenzung. Ein gleich alter Apfel Boskoop auf Sämling ist trotz regelmäßigem Ableiten schon 9m hoch.
      Die Palmischbirne selbst auf Sämling veredelt habe ich noch einmal als 12-jährigen Baum, welcher aber jetzt schon, trotz starkem Rückschnitt, 6m Höhe und 5m Breite erreicht hat und mit einem Stammdurchmesser von ca.18cm auch deutlich dicker ist. Ebenfalls 12-jährig habe ich noch eine Sommerblutbirne auf Quitte A, und einen französischen Katzenkopf auf Sämling (beides jetzt keine Tafelobstsorten, aber Katzenkopf ist sehr großfrüchtig), die beide etwa zwischen den beiden anderen Bäumen in Wuchsstärke sind und meiner Meinung ein gutes Verhältnis von Neutrieb/Wuchsstärke zu Fruchtholz/Ertrag haben. Ertrag ist die beste Wuchsbremse, vor allem bei großfrüchtigen Birnen, wo die Früchte den Baum recht viel Energie kosten.

      Pyrus pyraster wird allgemein nicht verwendet, da sie praktisch nicht vermehrt wird.

      Ich hoffe, das hilft weiter, genaue Empfehlungen sind immer schwierig.
      Viele Grüße
      Johannes

  • Joachim

    Reply Reply 24. Januar 2021

    Gibt es Erfahrungen mit der Veredlung von Birnensorten auf Prunus Calleryana?

  • Thomas

    Reply Reply 21. Juli 2020

    Ich werde versuchen eine japanische zierquitte als Unterlage zu nutzen, da ich derzeit nichts anderes passendes da habe.
    Sofern ich es nicht vergesse werde ich meinen Erfahrungsbericht hier einfügen.

    • Johannes

      Reply Reply 21. Juli 2020

      Eine Rückmeldung würde uns sehr freuen!

      Die Kombination ist sicherlich unorthodox, aber sie könnte funktionieren. Laut dem Buch Wildobst und seltene Obstarten im Hausgarten können japanische Zierquitten auf Birnen veredelt werden, da kann auch die andere Richtung funktionieren.

      Ob die Kombination langfristig funktioniert, ist allerdings nicht sicher, japanische Zierquitten bleiben doch recht dünn und da wird es dann doch irgendwann zu statischen Problemen kommen.

      Trotzdem, viel Erfolg und wir freuen uns über jede Rückmeldung.

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