Woher Edelreiser beschaffen?

Wer veredeln will braucht Edelreiser (und natürlich Unterlagen), aber woher kann man diese bekommen? Es gibt mehrere Möglichkeiten:

    • Wenn es sich um Reiser einer geläufigen Sorte handelt, kann man in einer Obstbaumschule nachfragen. Die meisten Baumschulen geben Reiser ab, wenn sie die gesuchte Sorte im Verkauf haben (evtl. hilft eine kleine Spende). Wenige Baumschulen, z.B. die Baumschule Ritthaler bieten ein großes Edelreisersortiment zum Verkauf an.
    • Es gibt auch offizielle Reiserschnittgärten, die Baumschulen beliefern, meist aber mit Mindestbestellmengen. Diese offiziellen Reiser sind virusgetestet. Beispiele sind:
    • Es gibt auch das Erhalternetzwerk Obstsortenvielfalt des Pomologen-Vereins, über das Edelreiser von vielen alten und/oder seltene Obstsorten von Mitgliedern des Pomologenvereins bezogen werden können.
    • Onlinereisertauschbörsen wie zum Beispiel fruitiers.org oder etwas weniger organisiert über den Austausch mit Mitgliedern auf Foren für Gärten, Obstbau, usw.
    • Lokale Obst und Gartenbauvereine (OGV) können oft auch an Mitglieder vermitteln, die entsprechnde Sorten haben oder von eigenen Obstsortenlehrpfaden oder Demonstrationsgärten Edelreiser schneiden.
    • Auch Nachbarn, Bekannte und Verwandte kann man fragen.

Wenn man genau den einen Lieblingsbaum weitervermehren will, muss man die Reiser selbst ernten.

Bei Reisern aus Reiserschnittgärten und Baumschulen kann man sich sehr sicher sein, dass es sich um die gewünschte Sorte handelt. Auch bei Reisern von OGVs kann man recht sicher sein, das sie sortenecht sind. Bei anderen muss man vorsichtig sein, nicht jeder erinnert sich korrekt an die Sorten von Bäumen, die eventuell die Eltern oder Großeltern geplanzt haben. Auch können selbst Edelreiser von visuell gesunden Bäumen von Krankheitserregern wie z.B. Viren befallen sein. Durch den Transport solcher Edelreiser können sich diese Krankheiten in ein neues Gebiet ausbreiten und dort auch lokal durch z.B. Läuse auch auf andere Bäume übertragen werden.

Nur bei seinem persönlichen Lieblingsbaum kann man 100% sicher sein, selbst wenn man nicht weiß was die Sorte ist. Man hat sich ja genau DIESEN Baum ausgesucht und selbst Edelreiser geerntet.

Wichtig ist jedoch eine konsequente und dauerhafte Beschriftung der Edelreiser von der Ernte über die Lagerung bis zur Veredlung, da sonst duch Verwechslung die Sortenechtheit gefährdet sein kann.

 

Wann Edelreiser ernten?

Edelreiser für Veredlungen im Spätwinter bis Frühjahr müssen in der Vegetationsruhe (Dezember – Februar) geschnitten und bis zur Veredlung kühl und feucht gelagert werden, Reiser für Veredlungen im Sommer am besten kurz vor der Veredlung.

Was ist ein gutes Edelreis?

Die besten Edelreiser sind gerade und kräftige (mindestens bleistifdicke und 30 cm oder längere) Triebe, die im letzten Jahr gewachsen sind, am besten aus gut besonnter Lage. Am besten ist in der Regel der mittlere Teil eines Triebs geeignet. Die Spitzen sind oft zu dünn, nicht so gut ausgereift und haben nicht so viele Reservestoffe eingelagert, die das Edelreis bis zum Verwachsen mit der Unterlage versorgen müssen. Das untere Ende eines Triebs ist generell auch geeignet, kann allerdings oft schlechter entwickelte Knospen aufweisen. Verzweigte Triebe sind meist mehr als ein Jahr alt, diese wachsen oft nicht mehr so gut an.

Auf keinen Fall sollten Fruchttriebe mit Blütenknospen als Edelreiser verwendet werden, da Blütenknospen Hormone produzieren, die Blühen und Fruchten fördern, aber Wachstum und damit auch das Verwachsen behindern oder sogar verhindern.

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Sommerreiser für Okulationen sollten ebenfalls kräftige und gerade Triebe sein, allerdings verwendet man diesjährige, also Frühjahr gewachsene Triebe. Diese müssen ausreichen gereift sein. Am einfachsten erkennt man die ausreichende Reife daran, das die Spitze des Triebs beim Umknicken abbricht statt wie bei unreifen Reisern nur gequetscht zu werden. Außerdem müssen zur Vermeidung unnötiger Verdunstung bei Sommerreisern die Blätter entfernt werden. Wenn man dabei den Blattstiel stehen lässt, hat man später bei Okulieren einen guten Griff und kann gut mit dem Edelauge hantieren.

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